Preiserhöhungen aufs Brötchen geschmiert
Viele Gladbacher Bäcker haben angekündigt, die Preise anzuheben. Einige stehen vor dem Aus. Die große Konkurrenz: Billig-Backshops.
Mönchengladbach. Was hat Ihr Brötchen heute Morgen gekostet? 23, 25 oder gar schon 30 Cent? Wahrscheinlich ist es teurer geworden. Denn für heute haben viele Bäcker in Mönchengladbach deutliche Preiserhöhungen angekündigt. Damit müssen die Verbraucher dann nicht nur für Milch und Käse tiefer in die Tasche greifen, sondern auch für das tägliche Brot.
"Weizen kostet inzwischen doppelt so viel wie noch vor einem Jahr", sagt Sascha Schmitter. Er ist bei der Gladbacher Bäckereikette Hannen für den Einkauf zuständig. "50 Tonnen Mehl verbrauchen wir im Monat. Unsere Mehrkosten in diesem Jahr liegen daher im Bereich eines Jahresumsatz einer Bäckerei mit einer Filiale."
Die Getreideernte im Rheinland sei wegen der Trockenheit im Frühling deutlich geringer ausgefallen, heißt es, "aber auch die anderen Zutaten sind erheblich teurer geworden, sagt Max Tetz.
Der Quarkpreis für Käsekuchen sei beispielsweise um 50 Prozent gestiegen, auch Obstkonserven legten kräftig zu. Für den Mann, der bis zum Jahr 1735 zurück verfolgen kann, dass seine Vorfahren Bäcker waren, wird die Zukunft immer schwieriger.
"Die Konkurrenz durch Billigketten und Discounter wird immer größer. Irgendwann ist die Schmerzgrenze einfach erreicht, da können wir die Preise nicht mehr erhöhen - auch wenn wir müssten", meint Tetz. Von 26 auf 30 Cent habe er den Preis für ein Brötchen heute angehoben. "Eigentlich reicht nicht mal das", sagt Tetz.
Schon in den Sommerferien hatten viele Bäcker in Mönchengladbach ihre Preise zaghaft angehoben. Ein Brötchen kostet statt 25 Cent im Durchschnitt nun 27 bis 28 Cent. "Doch die Preiserhöhung wird auf Dauer nicht reichen", vermutet Bäcker Karl-Werner Reuß, der seine Backstube an der Straße Frankenfeld hat.
Einige Bäcker scheuen sich jedoch noch immer davor, die Preise für einen Laib Brot anzuheben. Aus Angst, die Kunden könnten dann bei den Discountern einkaufen und für immer verloren sein. "Wir verkaufen unser 500 Gramm-Brot für 1,60 Euro. Bei dem Preis zahlen wir drauf", bestätigt Anke Athmer-Krieger, die mit ihrem Mann eine Bäckerei an der Kaiserstraße betreibt.
Einige Bäcker hatten seit der Euro-Einführung 2002 die Preise nicht mehr angehoben, weiß auch Obermeister Thomas Schmidt. "In den Vorjahren sind wir so oft auf unseren Kosten sitzengeblieben", sagt Schmitter von Hannen. Dies sei vor allem wegen der immer größer werdenden Konkurrenz von Billig-Backshops geschehen, die auf den deutschen Markt drängten und inzwischen zahlreich auch die Gladbacher und Rheyter Innenstadt bevölkern.
Genau 50 backende Betriebe gebe es noch in der Stadt. "Realistisch gesehen, werden davon in den nächsten fünf Jahren wohl ein Dutzend dicht machen müssen", befürchtet Thomas Schmidt. "Und dann verschwindet ein Stück Handwerk, das weltweit einmalig ist", bedauert Karl-Werner Reuß.