Selbst zum Abschied hat er die Ausbildung im Blick
Lehre: Oerlikon Schlafhorst bildet für 170Betriebe aus. Der Chef-Ausbilder verabschiedet sich jetzt mit einer Kampagne in den Ruhestand.
Mönchengladbach. Blaue Augen, ein offener Blick im Gesicht einer jungen Frau. Mit ihr wirbt ab sofort der Ausbildungsverbund MG Connect auf einem Bus der NVV um Azubis. Einen anderen Bus zieren die klugen, leicht skeptisch verengten Augen von Lutz Wächter, der bei Oerlikon Schlafhorst bislang für den Ausbildungsverbund zuständig war. Sein Gesicht auf dem Bus ist ein Dankeschön seiner Firma zum Abschied, denn Wächter geht in den Ruhestand und übergibt seinen Posten an Sonia Spelters.
Wächters Karriere spiegelt das Schicksal der Firma Schlafhorst wider. Gleich nach der Schule begann der heute 63-Jährige dort seine Ausbildung als Maschinenschlosser. Nach der Bundeswehr kam er als Ausbilder zurück und machte seinen Industriemeister. Seit 1975 war er Leiter der Ausbildung. 1993 übernahm Schlafhorst Teile der Ausbildung für die benachbarten Firmen Reiners und Fürst.
"Wir waren die Ersten damals." Inzwischen hat das Konzept Schule gemacht und ist heute bei anspruchsvollen Berufen wie Mechatroniker oder Industrie-Elektriker nicht mehr wegzudenken. "Heute bildet Oerlikon Schlafhorst für 170 Firmen aus, nur 50 der 326 Lehrlinge aus allen drei Lehrjahren kommen aus der eigenen Firma. Die Anforderungen an eine gute Ausbildung sind so groß, dass kleine Betriebe die Jugendlichen aus eigener Kraft nicht so fit machen können, dass sie anschließend den betrieblichen Anforderungen genügen. Aber auch große und renommierte Firmen wie Essig Kühne in Straelen oder Robert Bosch in Viersen schicken ihre Auszubildenden zu Schlafhorst. "Ausbildung als Dienstleistung", fasst Spelters das Konzept zusammen.
"Ein guter Ausbilder muss den Menschen erkennen", sagt Wächter auf Nachfrage. Und Figen Sager vom Firmenempfang ergänzt mit einem Seufzer und einer Träne im Knopfloch "so ein Typ wie Sie."
Verbund Oerlikon Schlafhorst betreut den Ausbildungsverbund MG Connect. In ihm werden 300Jugendliche in 34 Berufen ausgebildet: Dazu gehören alle technisch-gewerblichen Berufe der Metall- und Elektroindustrie, der Logistik sowie Industriekaufleute, Fachinformatiker und Textillaboranten. Insgesamt schicken 170 Firmen ihre Lehrlinge zu Oerlikon Schlafhorst.
Ausbildung Die Ausbildung wird gedrittelt und findet zu gleichen Teilen bei Schlafhorst, im jeweiligen Betrieb und in der Berufsschule statt.
Leitung Von 1973 bis 2007 leitete Lutz Wächter die Ausbildung bei Schlafhorst, jetzt übernimmt Sonia Spelters die Abteilung. Zwölf Meister aus den jeweiligen Berufen stehen ihr zur Seite.