So kann Gladbach dem Arbeits-Dilemma entgehen

Es gibt viele offene Stellen, aber keine passenden Bewerber. Ein kleiner Betrieb aus Waldhausen zeigt einen Ausweg.

Foto: Raupold

Der jüngste Auszubildende, Jannik Schubert, pendelt täglich aus Neukirchen-Vluyn — „mit dem Zug sind das 2:20 Stunden“, sagt der 17-Jährige. Ein ausgebildeter Monteur wird zum Kälteanlagenbauer umgeschult — „das ist exzessiv teuer, aber es lohnt sich“, wie Geschäftsführer Bernd Rehrmann sagt. Auch ein 61-Jähriger wurde eingestellt — der ist zwar körperlich nicht mehr so belastbar, bringt aber wichtiges Know-how mit. All das tut das Kälte-Klima-Unternehmen Feger Kühlung von der Karstraße nicht etwa, um das familiäre Betriebsklima weiter zu stärken. Sondern aus purer Notwendigkeit. „Wir könnten noch zwei, drei weitere Mitarbeiter vertragen, die Auftragslage gäbe das locker her“, sagt Rehrmann. „Aber es gibt keine entsprechenden Leute. Der Markt gibt nichts her.“

Feger Kühlung ist folglich dazu übergegangen, sich seine Mitarbeiter selbst zu „backen“, denn der Fachkräftemangel ist nicht nur bei diesem Unternehmen und dieser Branche längst angekommen. Drei von 14 Beschäftigten sind Azubis, im August fängt der nächste an. Dass auch viele andere Unternehmen in der Stadt den Schuss gehört haben, zeigt ein Blick auf den Ausbildungsmarkt: 64 Ausbildungsstellen sind aktuell mehr gemeldet als 2014. 743 unversorgten Bewerbern stehen derzeit noch 425 offene Stellen gegenüber. Bei der Vermittlung sollen die „exotischen Berufe“ — wie etwa der Mechatroniker für Kältetechnik — künftig noch stärker in den Fokus rücken, sagt Wolfgang Draeger, Geschäftsführer operativ der Arbeitsagentur.

Der aktuelle Arbeitsmarktbericht verdeutlicht aber auch das andere Fegers-Dilemma: Zum einen gibt es exorbitant viele offene Stellen, im Juli wurden in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss alleine 1771 neue eingeworben — 16 Prozent mehr als im Juli 2014. Seit Jahresbeginn sind es 10 412 neue offene Stellen. 1714 offene sozialversicherungspflichtige Stellen gibt es aktuell. „Der Stellenmarkt bewegt sich auf Rekordniveau“, sagt Draeger. Dieser guten Entwicklung gegenüber steht jedoch eine seit zwei Monaten erstmals wieder wachsende Zahl von Arbeitslosen — Arbeitslosen, wohlgemerkt, die auf die offenen Stellen offenbar nicht passen. Hier werden weitere Anstrengungen aller Beteiligten vonnöten sein.