Vater findet Familie wieder

Über das Internet hat Jovad Tamizkar seine Kinder nach fast 18 Jahren wieder gefunden.

Mönchengladbach. Ihr Vater sitzt neben ihr auf dem Sofa und erzählt, wie die ersten Kontakte entstanden sind. Rebecca Denz hört nur zu und lächelt dabei versonnen: "Davor war alles schrecklich, jetzt ist es schön", sagt ihr Vater und blickt seine Tochter an. Ihre Augen haben die gleiche dunkle Farbe und beide Paare strahlen vor Glück.

Davor, das ist für Jovad Tamizkar die Zeit, als er von seiner Familie getrennt war. Nach fast 18 Jahren haben die Geschwister Ramon und Rebecca ihren Vater nicht nur wiedergefunden, sie leben sogar in Mönchengladbach als eine Familie gemeinsam unter einem Dach.

Die Kinder waren noch klein, als die Eltern sich trennten. Mit ihrer Mutter zogen sie vom Niederrhein ins ostwestfälische Bad Driburg. Kontakte gab es nicht. Natürlich hätten Tochter und Sohn immer wieder "nach Papa gefragt". Die Fronten seien jedoch "verhärtet gewesen", erinnert sich Karin Denz.

Rebecca erzählt, sie habe in ihrer Kindheit den Gedanken an ihren Vater oft komplett verdrängt: "Aber ich bin immer traurig gewesen, wenn ich andere Familien mit Vater gesehen habe". Vieles in ihrer Kindheit sei mit beiden Elternteilen sicherlich einfacher gewesen: "Ich hatte zu viele Freiheiten. Mein Vater hätte mir bestimmt mehr verboten", glaubt die 19-Jährige.

Es war Jovad Tamizkar, der im letzten Jahr die Initiative ergriff und sich über das Internetnetzwerk wer-kennt-wen.de auf die Suche nach seinen Kindern machte. Zuerst entdeckte er ihre Fotos, dann gab es schriftliche Kontakte und schließlich erste Telefonate.

"Sie gefunden zu haben, war mehr als schön", sagt der frischgebackene Familienvater mit Tränen in den Augen. An Heiligabend telefonierten Tochter und Vater zum ersten Mal. Rebecca sei zunächst sehr zurückhaltend gewesen, erinnert sich Jovad Tamizkar.

Seine Tochter erzählt von gemischten Gefühlen: "Ich war verletzt, weil er uns so lange alleine gelassen hat". Das erste Treffen in Bad Driburg sei jedoch einfach "krass" gewesen: "Unglaublich, ich hatte ihn wieder. Ich wusste doch gar nicht wie es ist, einen Vater zu haben". Alle hätten sich sofort verstanden. Auch zwischen den Eltern "hat es wieder gefunkt", sagt Karin Denz.

Wenn Jovad Tamizkar an die verlorene Zeit denkt, wird er traurig: "Ich habe meine Kinder nicht aufwachsen sehen", bedauert er. Lange habe er sie nicht besuchen können, weil seine ehemalige Partnerin zu der Zeit verheiratet war und "ich die glückliche Familie nicht zerstören wollte". Rebecca genießt es, jemanden zu haben, "mit dem ich über alle Probleme reden kann"

Seit dem 1. Mai lebt sie in Mönchengladbach. Die Familie unternimmt viel miteinander, aber vieles ist für Rebecca in der fremden Stadt noch sehr neu. "Bei meinem Vater fühle ich mich jedoch geborgen". Und die Sehnsucht ihrer Kindheit nach dem zweiten Elternteil? "Die ist geheilt", sagt die Tochter überzeugt.