Von gemopsten Toren und heißen Prozessen

Der FC Germania 07 Geistenbeck blickt auf hundert bewegte Jahre Vereinsgeschichte zurück.

Mönchengladbach. Am Anfang ging es wild zu: Als 1907 einige junge Geistenbecker den Fußballverein FC Germania gründeten, war der Fußball noch nicht wirklich salonfähig. Die Polizei nahm Anstoß an jungen Fußballern, die "unbekleidet" am Sonntag durch die Straßen gingen und dabei noch Torpfosten trugen, und die "teutschen" Turner blickten mit Verachtung auf das englische Spiel herab.

Doch die Geistenbecker Fußballfreunde ließen sich nicht aufhalten: Sie wollten Fußball spielen. Weil sie zu Beginn noch keine elf Spieler zusammenbekamen, "pumpten" sie sich welche bei Vereinen aus der Nachbarschaft zu den Vergleichsspielen gegen "Hohenzollern", "Borussia Odenkirchen" und "Rheinland" Bell. Da sie sich keinem Verband angeschlossen hatten, nahmen sie an vielen "wilden" Fußballfesten mit heute exotisch klingenden Übungen wie Fußballweitstoß teil. Schließlich traten die "Germanen" aber doch dem Westdeutschen Spielverband bei und kamen in den 20er Jahren so richtig in Fahrt.

1926/27 wurden sie Bezirks- und Stadtmeister. Gleichzeitig mussten sie aber einen herben Tiefschlag verkraften, denn der Eigentümer des Geistenbecker Sportplatzes pflügte ihr Fußballfeld einfach um. Jetzt war Gemeinsinn gefragt und täglich arbeiteten 60 bis 80 Mitglieder des Vereins auf sumpfigem Gelände im Luisental, um dort einen neuen Sportplatz zu schaffen. Bei der Finanzierung war man allerdings etwas zu kreativ gewesen und so fand sich der gesamte Vereinsvorstand bald vor Gericht wieder.

Ein gnädiger Richter erlaubte dann, die Schulden abzustottern. Auch über die Beschaffung von Torpfosten in schweren Zeiten breitet der Verein heute gern einen Mantel des Schweigens. Aus welcher Quelle sie kamen, möchte niemand so genau wissen.

Heute ist der FC Germania Geistenbeck ein ehrbarer Verein, der in der Bezirksliga spielt, 150 Mitglieder hat und viermal den Stadtmeister stellte. 1994 entstand in Eigenregie und mit großer Unterstützung der Vereinsmitglieder ein neues Vereinsjugendheim. Für ihre engagierte und langjährige Jugendarbeit wurden die Geistenbecker in diesem Jahr von der Sepp-Herberger-Stiftung geehrt.

Ausstellung Eine "Vereinsschau" zur Geschichte ist derzeit in der Sparkasse Geisetenbeck zu sehen.

Empfang Samstag ab 11 Uhr wird mit geladenen Gästen bei einem Empfang im Vereinslokal "Werk 1" an der Kohrstraße das Jubiläum gefeiert.

Party Eine öffentliche Feier anlässlich des 100-jährigen Bestehens planen die Geistenbecker eine große Jubiläumsparty am 15. September, 20 Uhr, im Turnerheim Geistenbeck. Mit Tombola und Livemusik versprechen die Organisatoren eine fröhliche Party. Karten gibt es für zehn Euro bei den Vorstandsmitgliedern und im Vereinsheim.