Zwei weibliche Sterne am Klassik-Himmel
Die Cellistin Zhao Jing und die Dirigentin Anu Tali sind die „Rising Stars 2008“.
Mönchengladbach. Doch, das Publikum war einverstanden. Lange applaudierte es den Preisträgerinnen, den "Rising Stars 2008", die am Sonntag in der Kaiser-Friedrich-Halle geehrt wurden und ein Konzert gaben. Ausgesucht wurden dafür aus zehn Vorschlägen des Initiativkreises Mönchengladbach und der Europäischen Kulturstiftung Europamusikale die chinesische Chellistin Zhao Jing und die estnische Dirigentin Anu Tali. Das Preisgeld betrug jeweils 2000 Euro.
Zusammen mit dem Bach Collegium München spielten sie bei dem zweiten Meisterkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle die Sinfonie Nr. 84 in Es-Dur von Joseph Haydn, das Konzert für Violoncello und Orchester in A-Moll von Robert Schumann und die Sinfonie C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart.
Mit Absicht wurden für "Rising Stars 2008" zwei Frauen ausgewählt. Die erst 30-jährige Cellistin Zhao Jing stammt aus Peking, lebt inzwischen in Europa und hat unter anderem den renommierten Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewonnen.
Die Estin Anu Tali ist 36 Jahre alt und als Frau eine Ausnahmeerscheinung am Dirigenten-Pult. "Die Musikbranche wird von Männern dominiert", sagt Helmut Pauli von der Kulturstiftung.
Er erinnert daran, dass sich noch im Jahr 1983 die Berliner Symphoniker weigerten, die Klarinettistin Sabine Meyer in ihre Reihen aufzunehmen. Auch die Wiener Kollegen nahmen erst dann Frauen auf, als die amerikanische Frauenbewegung im Jahr 1997 eine Tournee der Herren verhinderte.
"Heute haben sie zwei Harfinistinnen", berichtet Pauli. Umso beachtenswerter ist Talis Karriere. Im Februar gab es auf Arte einen Fernsehbericht über die "Maestra baltica".
In den entsprechenden Foren fragten anschließend auch Menschen nach ihren CDs und Konzertkarten, die sich selbst als Klassik-Banausen einordneten. Sie hat zusammen mit ihrer Zwillingsschwester bereits ein eigenes Orchester gegründet, in dem Musiker aus 15 Nationen spielen, und sie dirigierte berühmte Orchester wie das des Mozarteums in Salzburg.
Und diese Frau ist in der Tat erstaunlich. Klein und zierlich trat sie in einem Gehrock ans Pult. Auf ihren hellblonden Haaren sammelte sich das Licht. Sie dirigiert mit lockeren, raumgreifend tänzerischen Gesten, denen jede Eitelkeit fehlt. Die unterschiedlichen Tempi wurden exakt herausgearbeitet, die Stücke entfalteten ihren emotionalen Gehalt. Das Konzert war ein echter Genuss.