Auf der Suche nach Vergebung

Ödön von Horváths Stück „Der jüngste Tag“ feierte Premiere in Mönchengladbach.

Mönchengladbach. Der Schicksalsschlag trifft die Menschen zwar beinahe beiläufig in Ödön von Horváths Theaterstück "Der jüngste Tag", doch er hat eine tiefe Ursache, die nicht der waltenden Hand Gottes, sondern dem Handeln der Menschen zugrunde liegt. Es geht um Schuld und die Suche nach Wiedergutmachung in dem Werk des 1938 verstorbenen Dramatikers.

Wie aktuell diese Themen immer noch und schon wieder sind, zeigt Bernarda Horres, die die Zuschauer in ihrer Inszenierung des Horváths-Stückes am Theater Mönchengladbach hinter die Fassaden der menschlichen Wirklichkeit blicken lässt.

Das erste Bühnenbild zeigt eine nüchterne Bahnhofshalle, die in ihrer kargen und illusionslosen Realität, verstärkt noch durch die immer präsente Musik, keine Abgrenzung zum Zuschauerraum zulässt.

Dort agieren die Darsteller, in schmucklosen Kostümen, an der Oberfläche, bis sich alles ändert: Anna, die Tochter des Wirtes verführt den Stationsvorsteher Hudetz, der deshalb ein Warnsignal vergisst und so schuldig wird am Tod von 18 Menschen.

Als ein Zugunglück geschieht, bleibt die Bahnhofsuhr stehen und hinter dem Augenscheinlichen zeigt sich das Wirkliche. "Dich selbst" - dieser Schriftzug bleibt hell erleuchtet zurück, als es auf der Bühne dunkel wird.

Wieder im Scheinwerferlicht zeigt sich in drastischen Bildern die alltägliche Spießerei des Kleinbürgers, die die Grenzen zum Faschismus berührt. Denn natürlich kommt ein Stück, das das Thema Schuld thematisiert und auf einer deutschen Bühne gespielt wird, nicht ohne Bezug zur eigenen Vergangenheit aus.

Und erneut arbeitet die Regisseurin mit dem Bühnenraum, als sich unter einem grenzenlosen Sternenhimmel Annas Gewissen regt. Hudetz und Anna müssen erleben, dass die Schienen, die doch in festen Bahnen laufen sollten, schwankend sind.

Am Ende bleibt der Aufruf zur persönlichen Verantwortung jedes Einzelnen und dann nur noch der Tod in seiner ganzen Absurdität.

Die Mönchengladbacher Inszenierung zeigt ein gelungenes Zusammenspiel von Bühnenbild, Kostümen, Musik, Inszenierung und dem Spiel der Schauspieler. Mit Recht gab es lang anhaltenden Beifall vom Publikum.