Kriminelle Kühlschrank-Knacker
Metalldiebe holen Teile aus Elektrogeräten, die zum Entsorgen an der Straße stehen, und gefährden dabei sich und die Umwelt.
Mönchengladbach. Die Leitungen durchtrennt. Das Öl auf den Bürgersteig oder in die Kanalisation gelaufen und das für die Umwelt gefährliche FCKW der Kühlflüssigkeit entwichen. Den Unbekannten, die sich an alten Kühlschränken zu schaffen machen, die an der Straße auf die Müllmänner warten, ist es egal, was passiert, wenn sie das Metall aus den Geräten knacken.
Staub aus den Bildröhren gefährdet die Umwelt und die Gesundheit der Mitarbeiter des Entsorgers GEM, der die Geräte im Auftrag der Stadt einsammelt, und des Zerlegezentrums Grevenbroich.
Aufgeschreckt durch die zunehmende Zahl von teilweise auseinander montierten Kühlschränken und TV-Geräten gingen die GEM-Mitarbeiter zuletzt mit einer Liste auf Tour, in der sie vermerkten, ob das, was sie abholen sollten, noch intakt war.
Nun ist klar, die Täter - womöglich sogar eine Bande - hat entweder aufgehört oder ist mittlerweile weitergezogen. Es gibt nur noch Einzelfälle von so genannten "beraubten" Geräten. Trotzdem will man von Seiten der Stadt weiter Aufmerksamkeit in der Bevölkerung schaffen. "Jeder einzelne Fall ist ein Fall zu viel und gefährdet die Umwelt", betont Andrea Rings.
So hat man in diesem Monat zum Beispiel damit begonnen, an den Abfall-Annahmestellen Privatleuten wie Gewerbetreibenden sofort einen Info-Brief in die Hand zu drücken, wenn sie unvollständige Geräte ablieferten. Das Schreiben informiert u.a. über die rechtlichen Grundlagen für den Transport gefährlicher Abfälle.
Auch hofft man im städtischen Fachbereich Umweltschutz und Entsorgung auf die Mithilfe der Bürger. Wer sieht, dass sich jemand an Elektrogeräten oder auch normalem Sperrmüll zu schaffen macht, sollte das an der Hotline melden (siehe Kasten "Mülldiebstahl verhindern und verfolgen"). Voraussetzung ist allerdings, dass ein Autokennzeichen genannt werden kann. Anders können die Täter nicht zurückverfolgt werden.
"Die meisten wissen nicht, dass man nichts mitnehmen darf, nur weil es an der Straße steht. Das ist eine Straftat. Ein Diebstahl", sagt Rings. Wer erwischt wird, den erwarten Geldstrafen. Je nach Ordnungswidrigkeit können es laut Gesetz bis zu 50.000 Euro sein. In Mönchengladbach bewegt sich der Durchschnitt der Summen, die von Müllsündern zu zahlen sind, derzeit bei rund 400 Euro.
"Wir wollen hier niemanden kriminalisieren. Es geht nicht um so etwas wie einen funktionierenden Wickeltisch, den jemand mitnimmt. Das Problem sind diejenigen, die sozusagen gewerbsmäßig rund fahren, diejenigen, die die Umwelt verschmutzen", so Rings.
Wenn die Bürger die Augen nach Metalldieben aufhalten, ist das auch in finanzieller Hinsicht ein Gewinn - nämlich was die Kalkulation ihrer Müllgebühren angeht. Die Stadt hat nämlich Einnahmen durch alte Waschmaschinen, Herde oder Mikrowellen. Der Entsorger EGN in Viersen nimmt sie der Stadt per Vertrag ab und zahlt fürs Metall - wenn die Metalldiebe denn nicht schneller sind.