Städtische Kliniken: Gute Chancen für Frühchen

Die Städtischen Kliniken versorgten vergangenes Jahr 550 Frühgeborene.

Mönchengladbach. Heute sieht kein Mensch mehr, dass Konstantin eine Frühgeburt war. Der Dreijährige spricht, spielt und läuft genau so, wie seine Altersgenossen auch. Das war nicht immer so, denn Konstantin ist als Frühchen zur Welt gekommen, in der 30. Schwangerschaftswoche. Damit fehlten ihm zehn Wochen Entwicklungszeit im Bauch seiner Mutter, die er nach der Geburt nachholen musste.

"Ich bin schon gar nicht mehr zu irgendwelchen Babytreffs gegangen", erinnert sich seine Mutter Sabrina Stöbel. Denn die anderen Mütter bemerkten immer tadelnd, dass er in seiner Entwicklung nicht so weit war, wie ihre Kinder.

"Man hat mir gleich gesagt, dass er im ersten Jahr hinterher hinken wird", sagt sie. Im zweiten Lebensjahr werde er aufholen, im dritten sei alles ausgestanden. "Und so ist es auch gekommen", freut sie sich.

Dass alles so gut ging, ist dem Perinatalzentrum an den Städtischen Kliniken Mönchengladbach zu verdanken. Dorthin hat Sabrina Stöbel ihr Gynäkologe in Hückelhoven überwiesen, als er bemerkte, dass etwas nicht in Ordnung war. "Dazu sind die niedergelassenen Ärzte gesetzlich verpflichtet", sagt Wolfgang Kölfen, Chefarzt der Kinderklinik.

Sein Kollege Harald Lehnen von der Abteilung diagnostizierte einen schweren Defekt im Blutbild der Mutter, bei der - ohne Behandlung - ein Leberriss drohe. Er konnte verantworten, dass das Baby noch zwei Tage "in Utero" bleiben konnte.

Cortison wurde gespritzt, die Lunge entfaltete sich und als der kleine Konstantin dann per Kaiserschnitt geholt wurde, hat er sofort geschrien. "Mit der Entfaltung der Lungen ist ein wichtiger Schritt vollzogen worden", sagt Kölfen.

550 Kinder hat er im vergangenen Jahr versorgt, die als Frühgeborene und kranke Neugeborene sofort nach der Geburt in die Abteilung Neonantologie kamen. Dort kümmert sich ein Team von Spezialisten in 14 Disziplinen um Kinder und Eltern, wochen- bis monatelange Krankenhausaufenthalte sind die Regel, bis die Kinder nach Hause dürfen.

58 Kinder hatten ein Geburtsgewicht unter 1500 Gramm, zwölf sogar unter 750 Gramm. (Mortalitätsrate siehe Kasten). Die größten Gefahren für extrem früh geborene Kinder drohen durch Lungen, die ihre Funktion nicht aufnehmen, durch Infektionen und durch Hirnblutungen.

"Das Gehirn so eines Häuflein Mensch ist wie Butter in der Sonne und entsprechend verletzlich in der zarten Schädelschale", veranschaulicht Kölfen das Problem.

Die Zahl der Frühgeburten steigt laut Kölfen immer mehr, entsprechend der Zahl der Risikoschwangerschaften. Das liegt daran, dass die Frauen bei ihrer ersten Schwangerschaft immer älter sind. "Altersgrenze 35 Jahre", sagt Harald Lehnen. Sie machen inzwischen ein Viertel der Schwangeren aus.

Eine Entwicklung, die gesellschaftspolitisch durch immer längere Ausbildungszeiten bedingt ist. "Wir können frühestens mit 31 unsere Facharztausbildung fertig haben", nennt Kölfen ein Beispiel aus dem eigenen Bereich.