Ein Stückchen Rio in der Stadt
Beim dreitägigen Capoeira-Festival zeigten sich die Gladbacher als Brasilien-Profis.
Mönchengladbach. Wilde Kicks und akrobatische Figuren in Perfektion - doch zu Schaden kommt niemand. Denn das ist nicht der Sinn der Capoeira. Das, was aussieht wie ein Kampf zwischen zwei Feinden, ist eine Sportart, die auch in Gladbach viele Herzen im brasilianischen Rhythmus schlagen lässt.
Doch ist es eigentlich noch viel mehr als das. "Capoeira ist mein Leben", sagt Tiago de Camargo. Der Brasilianer ist der Contra-Mestre und bringt interessierten Rheinländern die Mischung aus Tanz und Kampfkunst bei. Mehrere dutzend Männer und Frauen bilden den Roda, einen Kreis aus Capoeiristas und Musikern.
Zu typisch brasilianischen Liedern kämpfen zwei Capoeiristas in der Roda. "Wir bezeichnen es allerdings als Spiel, nicht als Kampf. Die Tritte sind sozusagen die Fragen, die Ausweichmanöver die Antworten", stellt Tanja Peters de Camargo klar.
Eines der vielen Nachwuchstalente ist Christoph. Der elfjährige Junge wird nur Batman genannt. Das ist sein Capoeira-Spitzname. Jedem Capoeirista wird seinem Aussehen und seiner Fähigkeiten entsprechend ein Spitzname von seinem Meister zugeteilt.
"Die Spitznamen waren früher wichtig, als die Capoeira in Brasilien noch verboten war. So war man vor der Polizei identitätslos", erklärt Tanja Peters de Camargo.
"Batman" Christoph ist seit einem Jahr dabei und begeistert: "Zwei Mal die Woche geh ich zur Capoeira, weil es so viel Spaß macht", sagt der Junge. Seine Mutter Claudia erkannte gleich sein Talent: "Er war sofort gefesselt davon."
Heute erhält Christoph die weiß-orange Kordel, für diese Auszeichnung musste er 20 Bewegungen zeigen und verschiedene Instrumente spielen. Das Kordelsystem zeigt - ähnlich wie die verschiedenen Gürtel beim Karate - welche Fähigkeiten der Capoeirista hat.
Das Ehepaar de Camargo plant im Moment den Umzug mit dem Verein vom Haus Zoar in die Sophienstraße. Dort soll ein brasilianisches Kulturinstitut entstehen. Abgesehen vom Capoeira können interessierte Gladbacher dort dann unter anderem auch Samba tanzen, brasilianische Percussions spielen oder Portugiesisch sprechen lernen.