Seltener Anblick bei Dormagen Gesunkener Aalschokker ist erstmals seit 15 Jahren zu sehen

Dormagen. · Der Grund ist der niedrige Rheinpegel. Eine Gefahr stellt das Wrack an der Einmündung zum Silbersee nicht dar.

Der Verkehr stockt an diesem Morgen auf der Bundesstraße 9 kurz vor Neuss. Gelangweilt bis genervt schauen die Autofahrer aus dem Fenster, hoffen, dass sich der Stau schnell auflöst. Zumindest für die, die etwas höher sitzen, wie zum Beispiel Lastwagenfahrer, gibt es auf Höhe der Rhein-Einmündung zum Silbersee aber Abwechslung. Dort nämlich wartet in diesen Tagen ein für viele unerwarteter Hingucker: Das Wrack des alten Aalschokkers, der in den 1990er-Jahren unterging und seitdem weitgehend vom Fluss verschluckt wurde, ist aufgrund des Niedrigwassers erstmals seit 15 Jahren wieder fast vollständig aufgetaucht. Bei normalem Wasserstand ragt nur die Mastspitze des Schiffes aus dem Wasser.

2003 gab es Pläne, das Schiffswrack zu bergen

Der seltene Anblick weckt offensichtlich Interesse. Der kleine Pfad, der an dieser Stelle von der B 9 hinunter an den Rhein führt und in der Regel nur von einigen Anglern genutzt wird, die hier nach Barschen, Rotaugen, Aalen und Welsen fischen, wirkt ausgetreten – wahrscheinlich, weil sich viele Schaulustige das Wrack mal aus der Nähe ansehen möchten. Ein wenig gruselig sieht es aus, wie ein Geisterschiff, mit schlammüberzogenen Aufbauten. Die Räder der Winden sind trotzdem noch gut zu erkennen.

Und wer ein wenig über die Geschichte weiß, die sich um den wahrscheinlich im Jahr 1906 erbauten Aalschokker rankt, dem läuft womöglich erst recht ein Schauer über den Rücken. Der Eigentümer nämlich, der bis in die 1990er-Jahre mit dem Schokker zwischen Grimlinghausen und dem Silbersee seinem Beruf als Fischer nachging, war in ein Familiendrama verwickelt und musste wegen eines Tötungsdeliktes ins Gefängnis. Was aus ihm geworden ist, ist nicht bekannt. 

Offen ist auch, was aus seinem alten Schiff wird. Im heißen Sommer 2003, als es eine ähnliche Hitzewelle gab wie in diesem Jahr und der Rhein den Aalschokker ebenfalls fast vollständig freigegeben hatte, war darüber nachgedacht worden, den Kahn zu heben und ihn als eine Art Denkmal an Land zu präsentieren. Politiker, Vertreter des Kreises und der Stadt sowie Denkmalschützer hatten sich sogar zu einem Ortstermin getroffen, um über die Zukunft des Aalschokkers zu sprechen. Letztendlich wurden die Pläne aber nicht umgesetzt – angeblich nicht zuletzt deshalb, weil man eine Einverständniserklärung des Eigentümers gebraucht hätte, der nicht aufzufinden war.

Handlungsbedarf sieht aktuell auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln nicht. Wasserbaumeister Josef Zimmermann erklärte am Freitag, dass der Aalschokker durch seine Position in der Einmündung zum Silbersee streng genommen gar nicht im Zuständigkeitsbereich seiner Behörde liege. Davon abgesehen gelte aber auch: „Solange das Wrack keine Gefahr für die Schifffahrt bedeutet, stört es uns nicht“, sagte Zimmermann. Der Aalschokker sei ordentlich gesichert, eine Bergung würde nur unnötige Kosten verursachen.