Sportprojekt in Dormagen Kosten für Fechthalle sorgen für Unmut
Knechtsteden. · Politiker wollen eine Kostenreduzierung des weit über 20 Millionen Euro teuren Projektes.
Von 6,8 auf über 24 illionen Euro? Dieses Szenario schockierte die Mitglieder des Sportausschusses am Dienstagabend, als sie über das geplante Neubauprojekt einer Fechthalle auf dem Campus Knechtsteden informiert wurden. „An welcher Stelle haben wir den Knall überhört?“ fragen sich die SPD-Sportausschussmitglieder angesichts der „Kostenexplosion“. Die Situation ist schwierig: Zum einen sind sich die Sportpolitiker darin einig, dass die Weltklasse-Fechter des TSV Bayer eine neue Trainingsstätte erhalten sollen; zum anderen wurde in der Sitzung klar, dass es ein Sportzentrum in dieser Kostendimension nicht geben wird.
Ausschuss-Vorsitzender Detlev Zenk sprach am Ende das aus, was alle dachten: „Es darf nicht die Situation entstehen, dass wir uns als Stadt finanziell überfordern. Deshalb muss alsbald über Einsparpotenzial gesprochen werden.“ Er wies zudem darauf hin, dass die in der vorgelegten Präsentation des Rhein-Kreises genannte hälftige Teilung der Baukosten, für die es keine Förderung gibt, politisch nicht beschlossen ist. Dabei geht es um mindestens vier Millionen Euro für die Stadt sowie für den Rhein-Kreis.
Um den Status eines Bundesstützpunktes weiterhin erhalten zu können, muss es eine neue und zeitgemäße Trainingsstätte für die Fechter geben. Der Deutsche Fechter-Bund hat zusammen mit dem Stützpunkt ein Anforderungsprofil für ein Fechtzentrum entwickelt, das unter anderem 24 Fechtbahnen aufweisen soll. Der erste, grobe Kostenrahmen lag mit Stand November 2019 bei 17,4 Millionen Euro, die Kostensteigerungen bis zu einer Fertigstellung im Jahr 2025 werden mit Endsumme von 23,3 Millionen angegeben – ohne Innenausstattung und mögliche, kostenbedingte Abweichungen.
SPD verwundert über
Zeitpunkt der Kostenvorlage
Die SPD kritisierte, dass ursprünglich im vergangenen Jahr von einer Dreifachhalle und 6,8 Millionen Euro gesprochen worden sei und nicht vom Bau eines Fechtzentrums. Auch der Zentrums-Vertreter Olaf Temp äußerte sich „schockiert“ über diese Zahlen. Beigeordnete Tanja Gaspers erklärte, sie habe ihre „Irritation“ über diese Kosten gegenüber dem Rhein-Kreis deutlich gemacht: „Bei den nächsten Planungsschritten muss es eine andere finanzielle Dimension geben.“
Sehr verwundert zeigte sich die SPD über die Vorlage der Kosten zum jetzigen Zeitpunkt: „Die Entwicklung muss dem Kreis doch längst im Vorfeld bekannt gewesen sein“, stellt Bärbel Suling, SPD-Sprecherin im Sportausschuss, fest. „Die Unterlagen des Deutschen Fechterbundes, die auf den 22. Oktober 2019 datiert sind, zeigen doch deutlich, dass der erste Kostenansatz nicht zu halten ist. Wieso wurden die Mitglieder der Sportausschüsse im Kreis und in Dormagen nicht in ihren November-Sitzungen vorab darüber informiert?“ Dezernentin Tanja Gaspers konnte die Frage nicht beantworten – auch sie hat nach eigenen Angaben erst vor kurzem die Bedarfsermittlung des Deutschen Fechter-Bundes und die Zahlen vom Kreis erhalten.
Andreas Buchartz, sportpolitischer Sprecher der CDU, sagte, dass es lediglich eine politische Zusage bis zur Leistungsphase zwei des Projektes gibt. „Dann wird eine richtungsweisende Entscheidung zu treffen sein.“ Das soll im August kommenden Jahres der Fall sein. Ein Termin, der auch das Ende des Projektes bedeuten könnte.
Noch nicht völlig entschieden ist der Standort. „Es muss ermittelt werden, ob der Gebäudekörper auf die priorisierte Fläche passt“, sagte Gaspers. Baugrunduntersuchungen laufen.