Leichtathletik: Zingel plant jetzt zweigleisig

Lukas Zingel stagniert in seiner Leistung und gibt daher seiner Ausbildung zunächst den Vorrang.

Grevenbroich. Statt mit Wettkämpfen auf der Laufbahn beschäftigt sich der 18-jährige Lukas Zingel derzeit intensiv mit Englisch. Der Grevenbroicher wohnt sogar bei einer englischen Familie. Vor drei Jahren stellte die WZ den damals 15-jährigen Mittelstreckenläufer erstmals vor. Ihm schien eine Karriere sicher, war er doch in Westdeutschland die Nummer drei der Schülerklasse über die 1000 Meter.

Für den Spätsommer kündigt er noch einige Rennen an, "aber jetzt hat die Ausbildung erst einmal Vorrang". Für Experten der Laufszene kam dieser Entschluss nicht überraschend. Denn seit 2005 sind dem Athleten keine Verbesserungen seiner Zeiten mehr gelungen. "Irgendwie stagniere ich in meiner Entwicklung. Und wenn man erleben muss, wie Kontrahenten an einem vorbeilaufen, die man früher sicher im Griff hatte, dann schmerzt das schon", sagt Zingel.

Inzwischen trägt der Grevenbroicher eine randlose Brille, seit einigen Monaten hat er auch den Führerschein. Er durfte die Fahrerlaubnis vor seinem 18. Geburtstag erwerben, musste sich im Alltag dann aber erst einmal mit der Rolle des Beifahrers zufrieden geben. "Das war ein gute Hilfe, so habe ich sicheres Autofahren gelernt."

Dass es in dieser Saison für ihn nicht gut lief, kann er sich auch nichts so recht erklären. Wie immer hat er mit vielen langen Läufen an seiner Ausdauer und zusammen mit seinem Trainer Wilfried Faßbender bei Sprints auch am Laufgefühl gearbeitet. Sogar ins Trainingslager nach Italien fuhr er in den Osterferien.

Bei den Nordrhein-Meisterschaften in Bottrop lief Zingel die 800 Meter immerhin noch in 1:58,00 Minuten. Allerdings verpasste er im Rennverlauf 250 Meter vor dem Ziel den Anschluss. Da rannten ihm die Konkurrenten plötzlich leichtfüßig davon, und Zingel blieb erstmals seit Jahren bei einer großen Meisterschaft ohne Medaille. "Das tut weh", gibt er unumwunden zu.

Verlockend wäre diese Entscheidung schon deswegen, weil er auf der langen Strecke im Rhein-Kreis Neuss sofort eine Nische besetzen würde, denn Top-Langstreckler gibt es hier seit zwei Jahren nicht mehr. Aufgeben will er jedenfalls nicht: "Meine Läuferkarriere ist noch nicht zu Ende. Nur unterbrochen."