Arbeitsmarkt: Rekordzahlen bei neuen Lehrstellen-Verträgen

Die Zahl der neuen Ausbildungsstellen in Industrie und Handel und auch beim Handwerk ist deutlich gestiegen.

Rhein-Kreis Neuss. Eine Ausbildung in der Backstube, eine Lehrstelle im Friseur-Salon, der Start in den Beruf gleich nach der Schule - das ist in den vergangenen Jahren selten so einfach gewesen wie 2007. Das ist die Bilanz der Beteiligten am "Ausbildungspakt". Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, Kreishandwer-kerschaft und Agentur für Arbeit melden Rekordzahlen bei den neu eingetragenen Lehrverträgen - insgesamt wurden 1616 unterzeichnet.

Um 11 Prozent ist die Zahl der Lehrstellen bei Industrie und Handel am Mittleren Niederrhein gestiegen. "Die Wirtschaft hat ihre Zusagen für den Ausbildungspakt gehalten", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen. Bei der Handwerkerschaft im Rhein-Kreis Neuss lag der Zuwachs sogar bei 20 Prozent. "Nach der bis zum vergangenen Jahr seit zwölf Jahren anhaltenden schlechten Konjunktur im Handwerk hat sich nun die Trendwende angedeutet", so der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Paul Neukirchen, der vor allem mehr Stellen im Friseur- und Kosmetiker-Handwerk, im Nahrungsmittelbereich, Elektro- und Metallhandwerk, bei den Elektronikern sowie bei Metallbauern und Anlagenmechanikern für Sanitär-Heizung-Klima verzeichnete. Sowohl in Industrie und Handel als auch im Handwerk habe man erkannt, dass man sich angesichts des Fachkräftemangels "seinen Nachwuchs heranziehen muss", resümierte IHK-Sprecher Joachim Ludewig.

Dem deutlichen Plus an Lehrstellen steht eine leicht gestiegene Zahl von Bewerbern gegenüber. Derzeit sind im Bezirk der Agentur für Arbeit (Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss) 436 Jugendliche noch nicht vermittelt. Mit "Last-Minute-Aktionen" wollen die Berufsberater der Agentur, IHK und Handwerker diesen Bewerbern helfen. Die Betroffenen werden schriftlich eingeladen. Es gibt Einzelgespräche, in den meisten Fällen konkrete Arbeitsplatzangebote. "Allerdings passiert es auch an manchen Tagen, dass die Hälfte der Jugendlichen nicht kommt", bedauert ein Berufsberater.

Weiterhin problematisch sei auch fehlendes Grundlagenwissen in Deutsch und vor allem Mathematik. Bei IHK und Handwerkerschaft versucht man mit Nachschulungen, des Problems Herr zu werden. "Es gibt sogar Betriebe, die pensionierte Lehrer für Zusatzunterricht im Rechnen, Schreiben, Lesen anstellen", so Ludewig.