Bürgerstiftungen: "Wir sind einfach näher dran"
Die Gründer von Bürgerstiftungen wollen unabhängig von der Politik agieren.
Rhein-Kreis Neuss. "Bühne frei für alle, die mit uns stiften gehen wollen", heißt das Motto der neuen Bürgerstiftung Neuss (Büne). Immer mehr Kommunen im Rhein-Kreis Neuss gründen Bürgerstiftungen. Grevenbroich und Korschenbroich bereits 2007, in Dormagen soll es ab April eine Bürgerstiftung geben.
"Der Kreis ist spät dran, Bürgerstiftungen gibt es bundesweit schon seit zehn Jahren", sagt Beate Roderigo (Büne). Auf der Internetseite haben sich 135 Gründungsstifter eingetragen: Pianisten, Krankenschwestern, Lehrer, Stadtverordnete und Heilpraktiker. Die älteste Stifterin ist 90, der jüngste gerade mal sieben Monate. "Wir sind einfach näher dran an den Menschen als Stiftungen von wohlhabenden Einzelpersonen", sagt Roderigo.
Das sieht auch ihr Grevenbroicher Kollege Klaus-Jürgen Ruppert so: "Immer mehr Leute wollen fern ab von Politik Projekte unterstützen." Hermann Buchkremer aus Korschenbroich spricht von einer "Marktlücke".
Alle Bürgerstiftungen betonen, dass sie gemeinnützigen Vereinen keine Konkurrenz machen wollen. Im Gegenteil: "In der ersten Phase wollen wir vor allem Projekte anderer Vereine unterstützen", sagt Heinz Pankalla aus Dormagen.
Nach der Gründung dauert es meist einige Zeit, bis konkrete Dinge umgesetzt werden. "Wir wollen erstmal kleine Projekte angehen, die wenig Geld, sondern eher die Zeit unserer Stifter kosten", sagt Roderigo. Geplant ist ein Patenschaftschaftsprojekt für Schüler, die schwach in der Schule sind. Um Spender zu werben, soll eine Wiese mit Bäumen bepflanzt werden. Eltern können dann für ihr Kind gegen eine Spende einen Baum pflanzen lassen. Roderigo hätte als Ort am liebsten ein Stück der Neusser Rennbahn.
In Korschenbroich setzt man auf Projektpatenschaften, sucht also für jede Aktion einen Sponsor. Dieses Jahr wird der beste Abiturient einen Preis von etwa 1000 Euro bekommen, ähnliche Preise für Real- und Hauptschule sind geplant. Buchkremer möchte zudem alle historischen Gebäude beschriften und einen Waldlehrpfad einzurichten. "Damit Schüler sehen, welche Bäume um sie herum sind", sagt er.
Prinzip Das Stammkapital von mindestens 50000 Euro wird nicht angerührt. Projekte werden über Zinserträge finanziert.
Grevenbroich Seit Mai 2007, Stammkapital mehr als 100000 Euro; haben bereits die Aktion "Kein Kind ohne Mahlzeit" unterstützt, geplant: Infoportal für Jugendliche über Vereine, Preis für Jugendliche
Korschenbroich Seit Dezember 2007, Stammkapital 96000 Euro, geplant u.a. : Bürgerpreis
Neuss Gründung am 22. Januar 2008, 58000 Euro (plus Spende der Sparkasse am 5. Februar über 25000 Euro)
Dormagen Gründung für April 2008 geplant, Stammkapital 50000 Euro
