Jecke übernehmen Polizeigewalt

Beim traditionellen Prinzenempfang im Zeughaus übergab Polizeichef Dieter Patt das Kommando an die Tollitäten.

Neuss. Erst zum dritten Mal überhaupt stehen sie auf einer Karnevalsbühne und sind prompt der Knaller beim 34.Prinzenempfang im Zeughaus: die Tanzgarde der Polizei.

Aus den Boxen dröhnt die Erkennungsmelodie der "Ghostbusters": Acht Geisterjäger - gekleidet in weiße Anzüge der Spurensicherung - stürmen die Bühne. Ausgelassene Partystimmung verbreitet sich in Sekundenschnelle. Erst recht als die Geisterjäger ihre Masken abnehmen, aus ihren Anzügen schlüpfen und eine scheinbar schwerelose Schwanensee-Version im Tütü vorführen. "Die Kollegen überzeugen als Eisbrecher, Ihr könnt schon mal fürs nächste Jahr üben", feuert "Sheriff" Hans-Willi Arnold die Truppe an. Der Polizeisprecher moderierte wie gewohnt die Veranstaltung der Kreispolizeibehörde.

Prinzenpaare und Dreigestirne aus dem Rhein-Kreis Neuss und Umland waren mitsamt ihrem Gefolge in die Quirinusstadt gekommen. Während sie morgen den Bürgermeistern die Staatsgewalt entreißen, konnten sie gestern Landrat Dieter Patt schon mal die Polizeigewalt abnehmen. Eine hervorragende Grundlage für Weiberfastnacht, waren sich die Majestäten einig. Patt - als Gaucho mit lässigem Cowboyhut kostümiert - trennte sich schweren Herzens, aber nicht unvorbereitet von seiner "Macht". Für jede Tollität hatte er einen Orden in Form einer Polizeikelle parat, die er symbolisch den Narrenoberhäuptern überreichte.

Eine besondere Überraschung hatte sich Ulrich Fomferra für seinen Chef ausgedacht. Der als Sträfling verkleidete Leitende Polizeidirektor überreichte Patt eine Ehrenurkunde und eine Polizeijacke mit vier Sternen an der Schulterklappe.

Ein bisschen wehmütig war Fomferra an seinem vorletzten Arbeitstag im Rhein-Kreis Neuss dann doch. Der 57-jährige Polizist wechselt zum 1.Februar ins Präsidium nach Mönchengladbach. Seine Stelle als Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr und Strafverfolgung in Neuss war 2004 durch Pensionierung frei geworden. Zuvor war er 18 Jahre lang im Kreis Viersen Polizeidirektor. Seinen Wohnsitz in Mönchengladbach hatte er über die Jahre beibehalten, insofern freut sich der bekennende Borussia-Fan nun auf eine neue Herausforderung in seiner Heimatstadt.

"Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagte Fomferra gestern gegenüber der WZ. "Ich bin froh, dass wir die Polizeireform so weit haben umsetzen können", betonte er und hofft, die Erfahrungen an seinem zukünftigen Arbeitsplatz entsprechend einbringen zu können.

Die Entscheidung über Fomferras Nachfolge ist bereits gefallen. Detlef Gernandt wird zum 1. Februar das Amt übernehmen. Auch er feierte gestern schon einmal mit seinen neuen Amtskollegen im Zeughaus. "Ich war bereits drei Jahre im Kreis tätig und freue mich auf die neue Aufgabe", sagte Gernandt, der bisher als Leitender Polizeidirektor im Innenministerium als Referatsleiter arbeitete.