Familie: Bauch und Kopf für die Kinder
Tagesmütter müssen geeignet sein. Was sie lernen können, erfahren sie in 160Stunden Qualifizierung.
Meerbusch. Vor allem die Mittwochabende waren hart: "Da habe ich fünfmal überlegt, ob ich nicht meine Fehlzeiten-Karte ziehen soll", erinnert sich Stephanie Pauly. Sie tat es nicht oft - obwohl sie sich vor dem Beginn des Aufbaukurses für Tagesmütter um 19.30 Uhr den ganzen Tag um drei Kleinkinder und Sohn Niklas (3) gekümmert hatte. Die 28-Jährige arbeitete schon als Tagesmutter.
Der Wust des Lehrstoffes, den der Verein Tagesmütter Meerbusch in die Ausbildung gesteckt hat, habe sie erschreckt, sagt Stephanie Pauly. Dass sie qualifiziert ist, haben sie und ihre zwölf Mitstreiter aber jetzt schriftlich.
Nach 160 Stunden, in denen sie sich an ein oder zwei Abenden in der Woche mit den pädagogischen und rechtlichen Fragen der Kinderbetreuung auseinandergesetzt haben, haben sie die Prüfung für das Zertifikat "Qualifizierte Tagespflegeperson" bestanden. "Das Schönste ist die Anerkennung!", sagt die Büdericherin. Dem Stempel "nur Tagesmutter" wolle niemand mehr begegnen.
Stephanie Pauly ist vor zweieinhalb Jahren Tagesmutter geworden. Die gelernte Arzthelferin wollte sich um ihren Sohn und später auch Tochter Emily kümmern. Pauline und Lara kamen als Pflegekinder dazu. Die rechtlichen Aspekte ihrer Aufgabe, der Umgang mit Eltern und Konflikten - diese Lehrbereiche hätten ihr sehr geholfen. "Das Pädagogische war mir nicht neu, aber ich mache viel aus dem Bauch heraus." Das muss sie nicht ändern. Was sie gelernt habe? Sich abzugrenzen und Position zu beziehen.
Wie wichtig das ist, weiß auch Paulys Kollege Thomas Kummetz, der einzige zertifizierte Tagesvater in Meerbusch. Seit 21 Jahren betreuen er und seine Frau Tagespflegekinder, und manchmal kamen die Anfragen aus einer Krise heraus: "Wenn es um Menschen in Not geht, ist es schwer, Nein zu sagen", sagt Kummetz. Für ihn war der Austausch der Kursteilnehmer hochinteressant. "Wir waren ja alle erfahren."
Soziales Verhalten lernen - das ist beiden für ihre eigenen Kinder ebenso wichtig wie für die Pflegekinder. "Meine Söhne haben gut gefunden, dass die Spielkameraden ins Haus geliefert wurden", erzählt Kummetz lächelnd. Das Thema ist ihm aber ernst: "Wenn der Rückhalt in der Familie fehlt, kann man diese Aufgabe nur schwer erfüllen."