Gerretz-Schule wird zur Notunterkunft
Nach den Osterferien soll die Turnhalle des Mataré-Gymnasiums als Flüchtlingsunterkunft abgelöst werden.
Von einer Flüchtlingskrise wollte Meerbuschs Erster Beigeordneter am Dienstagabend im Sozialausschuss nicht reden. „Das Wort Völkerwanderung finde ich treffender.“ Mehr als 70 Bürger fanden sich bei der Sitzung ein, in der die Politiker über eine neue, größere Notunterkunft entschieden — und die Stadtverwaltung Möglichkeiten für die Unterbringung von Asylbewerbern vorstellte.
Einstimmig empfahlen die Sozialpolitiker, nach den Osterferien 2016 Gebäude und Gelände der Barbara-Gerretz-Schule in Osterath zur neuen Notunterkunft zu machen. Die endgültige Entscheidung soll heute Nachmittag ab 17 Uhr im Stadtrat fallen. Er tagt im Foyer des Meerbusch-Gymnasiums in Strümp.
Damit stünde die Turnhalle des Mataré-Gymnasiums in Büderich im April nächsten Jahres wieder für Sportunterricht zur Verfügung. Dort sind zurzeit knapp 180 Flüchtlinge untergebracht; die Stadt rechnet damit, dass sie möglicherweise noch in dieser Woche anderen Kommunen zugewiesen werden und neu in Deutschland angekommene Flüchtlinge vorübergehend in Büderich untergebracht werden. Aktuell nutzt das Gymnasium die Turnhalle der Maria-Montessori-Gesamtschule mit.
Die neue Notunterkunft auf dem Gelände der Barbara-Gerretz-Schule soll 325 Plätze bieten und im Zuge der Amtshilfe dem Land NRW bis April 2017 zur Verfügung gestellt werden. Alle Kosten für den Betrieb — bis auf Personalkosten der städtischen Mitarbeiter — übernimmt das Land.
Ursprünglich sollte der Schulstandort Barbara-Gerretz-Schule zum Schuljahresende aufgegeben werden. Nun sollen die Grundschüler drei Monate früher als bisher geplant in das neue Schulgebäude — die Hauptschule am Wienenweg — umziehen. Eine Mutter äußerte ihre Sorge, dass die Grundschüler mit den dort noch bis zum Schuljahresende untergebrachten Hauptschülern zusammentreffen könnten. Geplant ist, dass die Schüler in verschiedenen Bereichen des Gebäudes untergebracht werden. Auch Ratsherr Michael Bertholdt (FDP) sah Konfliktpotenzial. „Die Flüchtlinge sind herzlich willkommen, aber solch eine große Einrichtung mitten im Ortskern, das ist für die Anwohner eine große Belastung.“
Michael Bertholdt (FDP), Ratsherr
Maatz berichtete von den Erfahrungen in Büderich. Auch dort habe es zu Beginn Sorgen von Anwohnern gegeben. „Mittlerweile bekommen wir mehr positive Rückmeldungen. Konflikte gibt es in der Einrichtung nicht.“
Die Erstaufnahmeeinrichtung sorgt dafür, dass Meerbusch seit August keine Asylbewerber zugewiesen bekommt — trotz deutlich steigender Flüchtlingszahlen. Das wird in Zukunft allerdings nicht so bleiben. Die Verwaltung stellte deshalb diverse Grundstücke vor, die sich für sozialen Wohnbau eignen. Dort könnten zunächst Asylbewerber untergebracht werden; später könnten sie als normale Sozialwohnungen dienen.
Vier Wohnungsbaugesellschaften — darunter der Bauverein Meerbusch und die GWH — stehen bereit, würden auf vier Grundstücken der Stadt und einem der evangelischen Kirchengemeinde Büderich gerne bauen. In Osterath an der Insterburger Straße ist die größte Flüchtlingsunterkunft für 120 Personen geplant. In Lank regt sich bereits Widerstand. Anwohner der Herta-Klingbeil-Straße kündigten gestern in einem Schreiben rechtliche Schritte gegen die Stadt an, sollte an der Rottstraße gebaut werden.