Häufiges Einsatzziel Notunterkunft
In drei Monaten rückte die Polizei in 19 Fällen zu den Meerbuscher Notunterkünften aus. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Körperverletzung, Bedrohung, Suizidversuch oder einfach nur Streitigkeiten: Die Gründe, warum Nachbarn oder Hausmeister die Polizei zu Flüchtlingsunterkünften rufen, sind unterschiedlich. Fest steht nur: An der Unterkunft an der Cranachstraße in Büderich sind seit Anfang Juni elf Einsätze registriert, achtmal rückte die Polizei zur Unterkunft an den Heidbergdamm in Lank aus.
Die SPD hatte im letzten Sozialausschuss eine Anfrage an die Verwaltung gestellt und wollte wissen, ob es Probleme in Unterkünften gebe. Beigeordneter Frank Maatz wollte nicht von Problemen, sondern von „Herausforderungen“ sprechen. Sie kämen durch das Aufeinandertreffen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Herkunftsländern zustande. Auf Anfrage listete die Kreispolizei die Einsätze der vergangenen drei Monate für die Cranachstraße auf: Körperverletzung (Bewohner untereinander), Ermittlung/Überprüfung, ob sich ein Gesuchter vor Ort aufhält (der Gesuchte wurde zweimal nicht angetroffen), Hilfeersuchen (Bewohner hatten die Polizei um Hilfe gebeten, es gab aber keine Hinweise auf Straftaten), Festnahme nach Bedrohung (unter Bewohnern der Unterkunft), Schlägerei (unter Bewohnern der Unterkunft), Beleidigung (innerhalb der Unterkunft), Ruhestörung (durch Anwohner gemeldet).
Die acht Einsätze für die Unterkunft Am Heidbergdamm basieren demnach auf einen Suizidversuch, Streitigkeiten (drei mal innerhalb der Unterkunft — unter Bewohnern), Ermittlungen nach Körperverletzung (unter Bewohnern), Durchsuchung mit anschließender Festnahme. Dazu Diana Drawe, Sprecherin der Polizei: „Der überwiegende Teil der Einsätze in den beiden Unterkünften hat seinen Ursprung in verbalen Konflikten oder anderen Streitigkeiten innerhalb der Unterkunft. Nach derzeitigem Kenntnisstand waren bei einem Einsatz, bei dem es um Ruhestörung ging, Außenstehende betroffen.“
„Die Anzahl der Einsätze in Unterkünften für Zuwanderer variiert und ist sicher auch davon abhängig, wie viele Menschen dort untergebracht sind“, so Drawe. Die Polizei stehe im Kontakt zu Verantwortlichen der Unterkünfte und zur Stadt und tausche sich aus. Im Vergleich zu anderen Unterkünften seien Anzahl und Art der Einsätze an der Cranachstraße und Am Heidbergdamm nicht außergewöhnlich. Sofern die Polizei Hinweise auf Straftaten erhalten habe, hätte sie Strafanzeigen vorgelegt und die Ermittlungen aufgenommen (etwa wegen Körperverletzung, Beleidigung oder Bedrohung). Sofern Streitigkeiten unter Bewohnern ausgetragen worden seien, versuche die Polizei gemeinsam mit der Stadt, die Streitenden zu trennen, um weiteren Konflikt zu verhindern. Dies gelinge in der Regel schnell und unproblematisch.
Die 19 Einsätze in drei Monaten zu zwei Unterkünften empfindet Beigeordneter Frank Maatz als relativ gesehen nicht hoch. Er sagt ganz klar: „Wir haben keinen sozialen Brennpunkt in Meerbusch.“ Schon bei der Unterbringung werde darauf geachtet, dass zum Beispiel Alleinstehende nicht mit Familien zusammen gelegt werden oder dass bestimmte Ethnien nicht aufeinandertreffen. Die sozialpädagogische Betreuung sei ausreichend, so Maatz. Eine Sozialarbeiterin ist für 200 Flüchtlinge zuständig. „In anderen Orten gibt es nur einen Betreuungsdienst, den die Flüchtlinge aufsuchen können, bei uns sind die Sozialarbeiterinnen direkt in den Unterkünften.“ Hinzu kämen viele Ehrenamtler, die sich um die Flüchtlinge kümmern würden.
In den meisten Einrichtungen seien Hausmeister rund um die Uhr vor Ort. Sie sind es auch oft, die die Polizei um Hilfe rufen, weil sie selbst nicht eingreifen wollen und können, erklärt Hans-Günter Focken.
Der SPD-Ratsherr ist nicht nur Vorsitzender des Sozialausschusses, sondern auch aktiv im Verein „Meerbusch hilft“ und darum immer wieder in Kontakt mit der Flüchtlingssituation.
Er weiß, dass es nur selten in den Unterkünften Streit gibt, in denen zum Beispiel Syrer leben, dass sich Flüchtlinge aus Nordafrika aber häufiger untereinander streiten. „Die Enge in den Unterkünften ist oft schuld“, meint Focken. Normal seien nur drei Personen in einem Zimmer, oft müssten sich aber auch vier bis fünf einen Raum teilen. „Manchmal rufen sogar die Flüchtlinge die Polizei und bitten um Hilfe.“