„Ich habe Respekt vor dieser Mauer“

Kunst: Der Strümper Reimund Franke hat im Düsseldorfer Hafen aus Mauerstücken eine Skulpturen-Installation erschaffen.

Strümp/Düsseldorf. "Mit zwei echten Mauerstücken zu arbeiten, war für mich aus historischer Sicht wirklich beeindruckend. Ich habe Respekt vor dieser Mauer", sagt Reimund Franke, Künstler aus Strümp, über eines seiner jüngsten Werke: den "Aufbruch", der vor etwa einem Monat in Düsseldorf aufgestellt wurde.

Franke hatte den Auftrag angenommen, die Einfahrt des Verwaltungsgebäudes der Firma Remex im Düsseldorfer Hafen zu gestalten. Das Unternehmen hat nach der Wende Teile der Berliner Mauer zu Schotter verarbeitet. Initiator des Kunstwerkes war Geschäftsführer Michael Stoll, der sieben Einzelteile der Mauer bewahrt hat. Gudrun Finke-Gawlik, eine Geologin, die auch bei Remex tätig ist, erinnerte sich, dass sie schon einmal bei einem anderen Projekt mit dem Künstler Franke zusammengearbeitet hatte. Sie stellte den Kontakt her.

"Sie half mir auch, die verschiedenen Ebenen des Kunstwerkes zu gestalten, indem sie Kulmkiesel aus dem Sauerland und Kalksteine aus dem Neandertal für mich aufspürte. Ich unterschied die drei Terrassen mit verschiedenfarbigem Kies von einander", erklärt Franke.

Die Terrassen sind mit Zypressen, Buchsbaumkugeln und einer Hemlocktanne bepflanzt worden. Das Zentrum der Ebenen, die Franke landschaftsgärtnerisch gestaltete, bilden die zwei Mauerstücke. "Die Stücke durfte ich aus den sieben übriggebliebenen Teilen auswählen und war dann dabei, als sie hier an der Hamburger Straße mit einem Kran installiert wurden. Ich hatte mit Kohle eine Linie angezeichnet und den Bagger entsprechend dirigiert, der dann mit einer hydraulischen Schere das Mauerstück bearbeitete. So kamen die dünnen Moniereisen, die in der Mauer verarbeitet waren, zum Vorschein."

Franke drapierte einzelne Brocken vor dem linken Mauerstück. Es versinnbildlicht die Arbeit der Recycling - Firma, die die Zerkleinerung der Mauer in Schottergestein vornahm. Das rechte Mauerstück wird von abstrakten Bronzefiguren erklommen, die grün patiniert sind - Schöpfungen des Künstlers.

Neben dem Graffiti auf den Mauerteilen wirken die Figuren klein und unaufdringlich. Franke erklärt dies so: "Ich wollte, dass die Mauer im Mittelpunkt steht. Es geht in erster Linie um die Geschichte, die dahinter steckt, die Teilung Deutschlands. Ich fand es großartig, dass die Leute von Remex diese historische Dimension auch gesehen haben."

Auch wenn er keine Verwandten in der ehemaligen DDR habe, habe er den Moment des Mauerfalls als sehr beeindruckend, aber unwirklich erlebt. "Wie so viele andere auch erfuhr ich über das Fernsehen davon", erinnert sich Franke, der die Arbeit im Düsseldorfer Hafen als Erlebnis bezeichnet: "Für mich war die Arbeit an diesem Kunstwerk nicht zuletzt deswegen eine so interessante Aufgabe, weil ich erstmals mit Bepflanzungen arbeiten konnte."