Lank: Kabarett - Hirschhornknöpfe dienen als Tarnung

Im Anzug kommt Andreas Rebers daher, aber das sollte sein Publikum nicht in Sicherheit wiegen.

<span style="font-weight: bold;">Lank. Andreas Rebers hat seinen eigenen Stil. Das bewies der 49-jährige Niedersachse, gerade mit dem Kleinkunstpreis ausgezeichnet, an den vergangenen zwei Abenden im Forum Wasserturm. Seine Arbeitskleidung ist der Tegernseer Anzug, nach eigener Beschreibung: textiler Bauhausstil aus Doppeldachs mit Hirschhornknöpfen, letzten Endes alles irgendwann von seiner bevorzugten Autobahn München-Salzburg gekratzt und auch als Terroristentarnung in Bayern tauglich.

Auch im Repertoire des "eigenen Modelabels Dolche und Kubaner" sind bedruckte T-Shirts, wie etwa mit Foto von Karl Lagerfeld und Bildunterschrift Heino, oder auch oben Osama bin Laden, unten Cat Stevens.

Auch in der Partnerschaft legt der in München lebende Chansonautor und Bühnenkomponist Wert auf schicke und erotische Kleidung: Er schlägt zur Abwechslung Gasmaske im Ehebett vor, empfiehlt Bergsteiger-Sex in Klettergurt und Helm oder gern auch nur mit Akkordeon "bekleidet".

Mit mal schrägen, mal melancholischen Tönen darf solch ein Mehr-Fach-Mann vieles, politisch oder auch nicht. Korrekt, wozu? Das ist er nicht, wenn er das "unpersönliche Schlachten heutzutage" vertont, um einen Metzger dem Selbstmord nahe zu beschreiben, Osama Bin Laden eine fröhliche und volkstümliche Existenz mit wechselnden Tarnungen in Oberammergau ansingt oder Kurt Beck zum "Mann wie ein Bier" herunterspielt.

Einer, der aus sozialen Gründen einen Flachbildschirm aufstellt, damit die Kinder Platz zum Spielen haben, darf auch die Beine von Heidi Klum und Josef Goebbels vergleichen, Juden als schlau und frech, Frauen als groß und frech definieren.

Andreas Rebers weiß die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten. Und zu steigern, wenn er es nach der Pause mit "Genossinnen und Genossen!" begrüßt, um mit frechen Salven von persönlichen Einsichten fortzufahren.

Auf einer rasanten Fahrt durch Supermarkt und Teleshopping mit dem einstigen "Revolutionspraktikanten in Nicaragua" hört das Publikum so absurd-geniale Ideen wie die, eine Mini-Kuh aus einem Stück Lederschuh zu klonen und per email nach Hause schicken zu lassen. Oder Kindern wieder beizubringen, das Gewalttätigkeit auch ohne Computerspiele funktioniert, indem man sie einfach mal kräftig zusammenstaucht.

Große geistreiche Satire macht eben vor nichts halt.