Integration in Meerbusch Ehrenamtler fürs Lotsenteam in Büderich gesucht
Meerbusch · Nachdem die Flüchtlinge aus der Unterkunft in Osterath nach Büderich umgesiedelt wurden, möchte „Meerbusch hilft“ die Beratung dort ansiedeln. Außerdem werden starke Männer für Möbeltransporte und Aufbauten gesucht.
Jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr verwandelt sich die Geschäftsstelle von „Meerbusch hilft“ am Plöneshof in Osterath in eine Beratungsstätte. An kleinen Tischgruppen, abgetrennt mit Stellwänden aus Filz, sitzen dort geflüchtete Menschen mit Ehrenamtlern zusammen, um gemeinsam einen Weg in den deutschen Alltag zu finden: Der führt über das Ausfüllen von Anträgen, Telefonaten und Schriftwechsel mit Ämtern, und die Frage, welche Einrichtung als nächstes zuständig ist. Diese und andere Aufgaben rund um das Thema Integration beschäftigen das Lotsenteam.
Es wurde im Oktober 2019 gegründet, Heike Dohm ist von Beginn an dabei. „Wichtig war uns, ein verlässliches Angebot zu schaffen, um bedürftigen Menschen praktische Alltagshilfe als eine Art Starthilfe für selbstständiges Handeln zu geben.“ Das ist auch nötig. Denn ohne diese Unterstützung ist Integration nicht möglich. Ein großer Vorteil für die Helfer ist dabei die Zusammenarbeit im Team. „Informationsaustausch ist das wichtigste für uns“, sagt Heike Dohm. Mit Fragen rund um Asylthemen beschäftigt sie sich seit 2015. Ihr Wissen gibt sie an andere Helfer weiter, so wie alle dort.
Zum Beispiel, wenn es um Anforderungen von Behörden geht. „Was ist gemeint mit Mietsicherheit?“, fragt eine Ehrenamtlerin. Sie füllt gerade im hinteren Teil des Raumes Anträge für einen jungen Afghanen aus. In den dazugehörigen Unterlagen ist die Helferin nun schon auf den dritten Ausdruck für das Wort „Kaution“ gestoßen. Behördensprache – auch für Deutsche eine Hürde, für Nicht-Muttersprachler umso mehr. Nächste Frage: Woher bitte bekommt man eine „Mietschuldenfreiheitsbescheinigung“?
An der Tischgruppe nebenan klären Ehrenamtlerinnen Fragen einer Mutter aus dem Irak mit zwei Kindern. Sie spricht gut Deutsch und möchte für den Test „Leben in Deutschland“ selbst lernen, ohne den Kurs zu besuchen. Ist das möglich? Eine Ehrenamtlerin wird wegen der Frage Kontakt mit der Meerbuscher Volkshochschule aufnehmen. „Wir sind sehr froh über die guten Kontakte zu der Stadtverwaltung, allen voran dem Sozialamt, aber auch dem Ausländeramt, dem Jobcenter, zur VHS und IHK“, sagt Heike Dohm. Erst Anfang Juli erhielt das Lotsenteam Besuch von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Marcus Mertens, Leiter des Amtes für Sicherheit und Ordnung im Rhein-Kreis Neuss. Von dem Austausch über die Abläufe im Ausländeramt konnten die Ehrenamtler stark profitieren.
Nahe des Eingangs sitzt eine alleinerziehende Mutter aus einem afrikanischen Land mit kleinem Kind im Buggy. Ehrenamtlerin Astrid Pinn betreut sie, weil sie wie die junge Mutter gut Französisch spricht. Der Flüchtlingsstatus wurde anerkannt.
Unterkunft an der Fröbelstraße wurde geräumt
Für den Umzug aus der Unterkunft in eine Wohnung, muss sie sich ummelden und Möbel besorgen. Da es keine Community aus ihrem Land in Meerbusch gibt, bräuchte sie für den Möbeltransport und -Aufbau die Hilfe von starken Männern, sagt Heike Dohm. Die sind offenbar in Meerbusch knapp, werden aber häufiger zur Unterstützung vom Lotsenteam gesucht. Vor kurzem hat die Stadt die Flüchtlingsunterkunft an der Fröbelstraße geräumt, die Bewohner wurden nach Büderich in die umgebaute ehemalige Kita „Sonnengarten“ umquartiert. Die dort untergebrachten ukrainischen Flüchtlinge hatten die Unterkunft verlassen. Deshalb werden nun Ehrenamtler für ein Lotsenteam in Büderich gesucht. „Wer sich die verantwortungsvolle und schöne Aufgabe zutraut, und sich vielleicht einmal einen ersten Eindruck verschaffen möchte, möge sich bitte unter info@meerbusch-hilft.de melden“, sagt Heike Dohm. Sie ist überzeugt, dass man mit dem Engagement nicht nur den einzelnen Menschen, sondern der ganzen Gesellschaft hilft. „Je mehr Menschen so schnell wie möglich, so gut wie möglich integriert werden können, werden sich nicht – vielleicht aus der Not heraus – in Parallelgesellschaften zurückziehen“, ist sie überzeugt.