Kultur in Meerbusch Kinder vom Verein „Krass“ rollen durch das Rheinriff

Meerbusch · Der Verein „Krass“ bietet Kindern Zugang zu Bildung und Kultur. Soziale Teilhabe und Aufmerksamkeit stehen im Vordergrund. Der Besuch des Rheinriffs in Büderich begeisterte die Kinder.

Helme und Protektoren sicherten die Kinder bei ihren ersten Runden mit dem Skateboard.

Helme und Protektoren sicherten die Kinder bei ihren ersten Runden mit dem Skateboard.

Foto: Anne Orthen (ort)

Nazar legt sich gekonnt in die Kurve. Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht denken, dass er zum ersten mal auf einem Skateboard steht. „In die Kurve zu fahren ist das Schwerste bis jetzt“, sagt der 12-Jährige. Er ist einer von zwölf Jungen und Mädchen zwischen vier und dreizehn Jahren, die am Samstag mit dem Verein „Krass“ im „Rheinriff“ auf dem Areal Böhler Surfskaten lernen. „Das macht Spaß. Das würde ich gerne öfter machen“, sagt Nazar.

Letzte Woche hatte Bayram Umur Iildirim, Dozent bei Krass, die spontane Idee beim Rheinriff nachzufragen, ob geflüchtete Kinder, die bei dem Verein betreut werden, einen kleinen Skatekurs bekommen könnten. „Wir fragen unsere Kinder immer, was sie gerne mal machen möchten, und Skaten war sehr beliebt“, so Iildirim. Das Rheinriff musste gar nicht lange drüber nachdenken. „Es ist schön, wenn man regionale Vereine unterstützen kann. Und wir hoffen, dass wir den Kindern einen Tag voller Leichtigkeit bieten können. Es wäre schön, wenn sie sich hier angekommen und wie im Urlaub fühlen“, sagt Mats Dietrich, Marketingmanager des Rheinriffs.

Kinder werden auf den Boards angefeuert und gelobt

Schon drei Tage später stehen die Kids mit Helm und Protektoren auf den Skateboards und werden laut von ihrem Dozenten angefeuert und gelobt. Anastasia ist voll konzentriert, als sie um die kleinen Hütchen fährt. „Das schaffst du“, ruft Iildirim, was sofort ein gelöstes Lächeln in ihr Gesicht zaubert. Die Übungen werden immer schwerer, Slalom fahren, eine enge Kurve meistern oder die Hütchen am Boden vorbeifahrend berühren, alles kein Problem für die Kinder. „Die machen das richtig gut“, findet Coach Attila Gyömrei. „Sie haben überhaupt keine Angst.“ Und auch wenn die meisten Kinder nur wenig deutsch sprechen, ist die Sprache kein Problem. „Ich finde, Sport kann man mit Körpersprache sowieso besser lernen und verstehen“, sagt Coach Kathrin Berndsen und zeigt Anastasia wie sie das Gewicht auf dem Board richtig verlagert.

Das Rheinriff ist bekannt als größte Indoor-Surfhalle der Welt, bietet aber viel mehr. „Wir sind ja noch ganz frisch und jeden Tag entstehen neue Ideen, denn wir wollen mehr sein als eine Welle. Aktuell bieten wir auch Yoga, Mobilitiy und Fitnesskurse an. Es gibt einen Beachclub, ein Konferenzzentrum und auf unseren Sandflächen kann jede Art von Beachball gespielt werden“, sagt Dietrich. Und so ist Skateboard fahren auch nicht das einzige, was die Kinder im Rheinriff machen. Gestartet ist der Tag für sie mit einer Yoga-Session. Dann durften die Kinder sich im Beachbereich austoben. „Wir haben typische ukrainische Ballspiele gespielt, damit die Kinder erst einmal ankommen und sich wohl fühlen“, erzählt Iildirim. Nach einer Einführung in die technischen Grundkenntnisse des Beachvolleyballs ging es direkt aufs Feld. „Es ist ein tolles Gefühl, zu sehen, wie die Kinder hier feiern. Das macht mir große Freude und ich hoffe, dass wir das öfter machen können“, sagt der Betreuer.

Abschlussfoto mit coolen Posen am Ende des Kurses

Konstantins Bruder Pavlo ist von der Aktion begeistert. „Das ist eine gute Erfahrung für die Kinder und auch für die Eltern und mich als Bruder. Die Kinder haben hier viel Zeit zusammen und können spielen. Es ist schön, ihnen dabei zuzuschauen“, sagt der Ukrainer. Als er noch jünger war, ist er selber Skateboard gefahren. „Jetzt habe ich nicht mehr die Figur dafür“, sagt er mit einem Lachen, demonstriert seinem Bruder aber trotzdem mit Leichtigkeit, wie man richtig in die Knie geht. Pavlo ist stolz darauf, wie leicht seinem Bruder das Skaten fällt.

„Konstantin wollte schon vorher ein Skateboard, hatte aber immer etwas Angst zu fahren. Jetzt wo er sich sicher fühlt, kaufen wir vielleicht eins“, so der Ukrainer. Und dann traut er sich vielleicht auch selber wieder aufs Board, damit die beiden gemeinsam Spaß haben können, sagt er. Am Ende des Skatekurses gibt es natürlich noch ein Abschlussfoto mit coolen Posen. Die glücklichen Gesichter zeigen, dass die Stunde ein voller Erfolg war.

„Das war das erste Mal, dass wir mit einem Verein zusammen gearbeitet haben und es ist gut angekommen. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht das letzte Mal war“, sagt Dietrich.