Kultur in Meerbusch „Ich trage viele Kulturen in mir“
Lank · Anna Seropian ist Armenierin, wuchs in Georgien auf und fühlt sich mit ihrer Familie in Lank heimisch. Mit ihrem Ensemble trat die Pianistin und Komponistin vor einiger Zeit in der Tonhalle auf. Die Malerei ist ihre zweite Passion.
Von früher Kindheit an bestimmte und bereicherte die Musik das Leben von Anna Seropian. Bis die Pianistin 2016 mit Mann und Sohn von Düsseldorf nach Meerbusch zog. „Seitdem habe ich die Malerei für mich entdeckt“, erzählt sie. „Vermutlich fand ich erst hier die Ruhe dafür.“ Beide Künste seien miteinander verbunden. „Bei Farben wie bei Klängen geht es immer um das feine Spiel. Hier wie da gibt es verschiedene Schichten, die sich überlagern, und die Übergänge müssen ähnlich fließend gestaltet werden“, erklärt Anna Seropian. Auch die Begriffe Striche, Dynamik und Rhythmus sind in beiden Genres geläufig. Noch habe sie sich nicht einer Maltechnik allein verschrieben: „Ich probiere vieles aus, Acrylfarben, Bleistift oder Pastell, was besonders gut zu mir passt. Es kommt auch darauf an, auf welche Weise sich ein Motiv am besten darstellen lässt, ob es zart sein soll oder kräftig.“
Überall im Haus der Familie in Lank hängen ihre Bilder. Wann findet sie die Muße zum Malen? „Meistens, wenn ein größeres musikalisches Projekt beendet ist“, antwortet Anna Seropian. Manchmal gelingt es ihr auch, Musik und Malerei zu verknüpfen: „Es gab schon Konzertreihen zu bestimmten Themen, die von einer Vernissage begleitet wurden. Das ist natürlich am schönsten für mich. Man blüht auf, wenn man sich verwirklicht.“
Ihr Glück, beruflich wie privat, fand sie in ihrer zweiten Heimat Deutschland. Von der Abstammung her ist Anna Seropian Armenierin, geboren und aufgewachsen aber in Tiflis. Die Generation ihrer Urgroßväter floh vor den Unruhen nahe der türkischen Grenze über die Berge ins Nachbarland Georgien. „Wir haben immer versucht, beide Kulturen beizubehalten und zu pflegen. Heute trage ich viele Kulturen in mir. Deutschland hat einen großen Einfluss auf mich ausgeübt.“ Damit begann es bereits in ihrer Kindheit.
Nach Abschluss des Studiumging es nach Deutschland
Mit sieben Jahren bekam das Mädchen Klavierunterricht, die ersten Stücke waren von Bach, Mozart und Beethoven. Die Mutter legte Wert darauf, ihre Kinder mit in die Oper zu nehmen. „Die Inszenierungen faszinierten mich, vor allem, wenn ich die Instrumente im Orchestergraben sah“, erzählt Anna Seropian.
Sie gewann so viel Freude am Klavierspiel, dass sie sich für eine musikalische Laufbahn entschloss. Nach Abschluss ihres Studiums zog die Pianistin nach Deutschland. „Ich hatte ein gutes Fundament. Aber hier wollte ich lernen, wie ich meine Kenntnisse anwenden und vertiefen kann.“ Das gelang ihr an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf, wo sie später viele Jahre als Dozentin arbeitete. Mit Sonja Asselmann am Violoncello tat sich Anna Seropian zum Duo zusammen und komponierte Stücke. „Bei unseren Konzerten merkte ich, dass uns beiden auf der Bühne etwas fehlt“, berichtet sie. Andere Instrumente kamen dazu, etwa Percussion und Duduk, bekannt als „armenische Flöte“, ein Instrument, das die Seele ihrer ursprünglichen Heimat widerspiegelt. So wuchs das Ensemble Krunk zusammen, was auf Deutsch Kranich bedeutet. Traditionelle Volksmusik machten sie nicht: „Ich bearbeite die Melodien mit jazzigen und klassischen Elementen. Wir haben unser Ensemble noch mit dem Hiphop-Tänzer Raymon Zacharei ergänzt, um ein jüngeres Publikum anzusprechen.“
Im März traten die Krunk-Musiker mit anderen internationalen Künstlern beim „Heimatlieder“-Abend in der Tonhalle auf. Die verlorene Heimat, in der sie lange nicht mehr war, berührt einen wunden Punkt bei Anna Seropian. Schnell betont sie, wie wohl sie sich in Deutschland fühle. „In Georgien ist man temperamentvoll und extrovertiert. Ich bin eher eine ruhige Person und nutze meine Energie, etwas zu erschaffen. Von daher passe ich gut hierher.“
Inzwischen hat sie noch ein zweites Ensemble gegründet, eingebunden in ein Projekt der Tonhalle für Düsseldorfer Künstler. „Bei uns war es zuletzt das Thema Robert Schumann mit seiner Familie und seinem Schaffen“, sagt sie. „Der moderierte Abend wurde von interaktiven Aktionen mit dem Publikum begleitet. Ach, ich liebe Schumann!“