Editha Hackspiel feiert Geburtstag Ihre Kunst gefällt auch König Charles
Meerbusch · Der Alltag der Künstlerin, die heute 98 Jahre alt wird, ist noch immer gut ausgefüllt. Sie coloriert Radierungen und freut sich auf ihre drei Enkel, die den Geburtstag mitfeiern.
Spezielle Wünsche hat Editha Hackspiel für ihren Geburtstag nicht. Aber die Meerbuscher Künstlerin freut sich sehr, dass an dem heutigen Tag, an dem sie 98 Jahre alt wird, alle drei Enkel zu Besuch kommen. Dann wird auf der Kaffeetafel ihr Lieblingsgeschirr stehen, blau-goldenes russisches Lomonosov-Porzellan. Rund um den gedeckten Tisch aber sind etliche Kunstwerke zu sehen, die die Malerin, Zeichnerin und Radiererin in den vielen Jahrzehnten ihres Schaffens erstellt hat.
Noch heute liegt eine Lupe bereit, um einen klaren Blick auf die Details der Radierungen werfen zu können, die coloriert werden sollen. Denn Editha Hackspiels Stadtansichten aus Meerbusch und Düsseldorf sind beliebt. Japaner beispielsweise, die vorübergehend im Rheinland berufstätig waren, lieben es, als Andenken eine oder mehrere ihrer Radierungen mit in die fernöstliche Heimat zu nehmen: „Sie bekommen von mir Termine und blättern dann hier häufig mehr als eine Stunde in den Vorlagen, suchen sich die Ansichten aus, die ihnen gefallen. Auf Wunsch coloriere ich diese Bilder“, erzählt die Meerbuscher Künstlerin.
Die eigene Druckpresse bedient sie nicht mehr: „Aber meine Enkelin Annabel übernimmt das – je nach Bestellung.“ Seit dem Frühjahr weiß die Künstlerin, dass ihre Arbeiten auch vom britischen König Charles geschätzt werden. Als er bei einem Empfang in Hamburg mit Joyce Fuhrmann, Vorsitzende British Women’s Club Düsseldorf, zusammentraf, sah er Weihnachtskarten, die von Editha Hackspiel künstlerisch gestaltet und dann für soziale Zweck verkauft werden. König Charles nahm die Karten an sich und bat, sie behalten zu dürfen. „Die wollen Sie doch sicher nicht wieder mit nachhause nehmen“, soll er scherzend gesagt haben. Editha Hackspiel freut sich und hofft, dass ihre Bilder auch der Königin gefallen.
Leben als Ratsfrau und Engagement für die Stadt
Gefeiert wurde das Ereignis mit Joyce Fuhrmann, die selbstgebackene Scones mitbrachte. Mit dabei war auch Elisabeth Hackspiel-Mikosch. Die Tochter, Professorin für Modetheorie und -geschichte, wohnt im angrenzenden Haus, ist immer für ihre Mutter da und kocht täglich. „Um 13 Uhr ruft sie, das Essen ist fertig“, erzählt Editha Hackspiel. Sie ist glücklich darüber, dass ihre Arbeiten und auch die vielen Aktenordner in der Stadtbibliothek deponiert werden: „Aber alles bleibt Eigentum der Erbin.“ In den Ordnern sind auch Schriftstücke, die ihr Leben als Ratsfrau und ihr unterschiedliches Engagement für die Stadt dokumentieren. „Nach der Stadtgründung Anfang 1970 sollte Meerbusch schöner gemacht werden. Kulturdezernent Stephan Grüter wollte Vorschläge. Ich hatte unter anderem Ideen, welcher Brunnen vor dem Rathaus platziert werden sollte. Außerdem sorgte ich dafür, dass das von mir während einer Russlandreise entdeckte und vom Meerbuscher Kulturkreis gestiftete Glockenspiel nach den Entwürfen des Künstlers Jörg Wiele am Deutschen Eck angebracht wurde.“
Und Editha Hackspiel kümmerte sich auch um eine gesicherte Finanzierung: „Ich habe etliche Bittbriefe geschrieben, bis wir das Geld zusammen hatten.“ Für diese und einige andere Aktionen wurde ihr die erste goldene Ehrennadel der Stadt Meerbusch „für Verdienste um die Stadt Meerbusch, 31. Januar 1991“ verliehen. Großen Wert legt Editha Hackspiel auf die Feststellung: „Ich habe die Nadel nicht bekommen, weil ich Meerbusch mit meinen Radierungen verherrliche, sondern für mein Engagement.“ Sie erinnert sich gern an diese Zeiten, ist aber auch mit ihrem jetzigen Leben sehr zufrieden. Große Reisen wie früher - vor einigen Jahren war sie noch in Dubai – möchte sie nicht mehr unternehmen. Aber an Tagestouren in die Eifel mit Bootsfahrten auf einem der Seen oder Touren in die Lüneburger Heide hat sie sehr viel Freude.
Dann sitzt ihr Freund am Steuer, der diese Kurzreisen bestens plant: „Er wohnt in Münster, wir telefonieren jeden Abend eine Stunde. Das tut sehr gut.“ Er wird auch bei der Geburtstagsfeier dabei sein. Editha Hackspiel aber sieht schon voraus: „Ich freue mich darauf, wenn der Bürgermeister zu meinem 100. Geburtstag zum Gratulieren kommt.“