Meerbusch: Einkaufen - Der Handel ist im Wandel
Wo und wie können in der Stadt Meerbusch künftig neue Akzente gesetzt werden?
Meerbusch. Wie wird sich der Einzelhandel in den Stadtteilen entwickeln? Wo setzt Meerbusch Akzente - auch um im Wettbewerb mit den umliegenden Großstädten nicht unterzugehen? Wo wird etwas für die Bürger getan? Gleich mehrere "Großbaustellen" - auch im buchstäblichen Sinne - werden in naher Zukunft ausgehoben. Die größte Baustelle ist auf dem ehemaligen Ostara-Gelände in Osterath in Vorbereitung: ein neues Stadtquartier mit Wohn- und Gewerbebebauung. Darin eingebettet: ein 4000 Quadratmeter großer Frischemarkt mit gehobenem Lebensmittelangebot. Bürgermeister Spindler glaubt: "Ein solch hochwertiges Angebot bindet Geld am Ort und zieht weitere Kundschaft aus der Umgebung an. Es wertet den gesamten Standort Osterath auf." Das sehen die Mitglieder des Werbe-Interessen-Rings (WIR) Osterath anders: Mit dem Ja-Wort der Mehrheitsfraktion CDU für den Frischemarkt sei dem Osterather Einzelhandel "der Todesstoß" erteilt worden. "Wir sind skeptisch, weil wir glauben, dass Osterath ausblutet", befürchtet der Geschäftsmann Helmut Winden weiterhin. Doch will er Chancen nicht ausschließen. "Wir werden erstmal auf ein Gutachten warten." Darin müsse sich aber aus Quellen der IHK und dem Einzelhandelsverband ergeben, wie sich Kundenströme entwickeln und Umsätze verlagern könnten. Wird Osterath durch den Frischemarkt für Konsumenten aus Fischeln, Kaarst und Neuss zu eine attraktiven Einkaufserlebnis? Damit sich dies dann auch beim Handel im Ortskern niederschlagen könne, müssten laut Winden aber noch weitere Probleme gelöst werden: beispielsweise die zeitnahe Verwirklichung der Unterführung am Bahnübergang. Verpuffen könne der vermeintliche Schub allerdings gleich wieder, wenn sich neben dem Frischemarkt zehn bis zwölf weitere Geschäfte etablieren dürften mit derselben Produktpalette wie im heutigen Zentrum. Die nächste Baustelle: Aldi in Lank. Die Mehrheitsfraktion ist nicht gegen eine Ansiedlung, erklärt der Lanker CDU-Ratsherr Leo Jürgens: "Aber Aldi muss wie andere Händler Geld in die Hand nehmen und in die Stadt kommen." Eine gesetzlich verankerte Einzelhandelssperre für das Gewerbegebiet In der Loh wurde folglich nicht aufgehoben. Hintergrund dieser Entscheidung: Einzelhandel, der den täglichen Bedarf der Menschen deckt, müsse an "städtebaulich integrierten Standorten" angeboten werden. Und Jürgens ergänzt, dass die Verwaltung dem Discounter bereits vor zwei Jahren Plätze genannt habe, wo er sich niederlassen könne. "Dann muss Aldi auch zu dem Eigentümer gehen." Dennoch bleibt, dass viele Bürger den Discounter gern "vor ihrer Tür" hätten: 800 Unterschriften hatten zwei SPD-Ratsmitglieder Ende 2006 von Aldi-Befürwortern gesammelt. Eine personelle "Baustelle" haben die Büdericher vor der Brust. Die Werbe- und Interessengemeinschaft (WUI) ruht noch in den Händen von Thomas Küppers, doch der hört auf. Ab kommendem Monat sollen die Geschicke von einem neuen Kopf gesteuert werden. Leicht wird er es nicht haben: Der Ex-Vorsitzende Werner Jung hatte schon vor Wochen im WZ-Gespräch ein Hauptmanko des Büdericher Einzelhandels ausgemacht: Die Festsetzung und Einhaltung von "Kernzeiten", damit die Kunden wüssten, woran sie sind. Laut Küppers sei dies und die potenziellen Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten schwierig im "inhabergeführten" Handel. Die Geschäftsleute müssten womöglich "zusätzliche Kapazitäten schaffen". Aber woher nehmen?
Festhalten wolle man an Traditionen. Küppers: "Wir werden sicher die Veranstaltungen der Vergangenheit fortführen." Nicht alle Händler sind froh über alle Veranstaltungen dabei. "Der Fischmarkt ärgert mich unheimlich. Das wollen die Büdericher nicht", so Nicole Windgassen-Hoff (siehe oben).