Meerbusch: Haus Meer - Zustand des Bauwerks erschreckend

Denkmalpfleger untersuchen den maroden Eiskeller – Stein für Stein.

Büderich. Morgens um 9Uhr auf dem Gelände von Haus Meer: Der im Dornröschenschlaf liegende Park bekommt hohen Besuch. Hans Dieter Heckes von der Oberen Denkmalbehörde in Brauweiler und seine Mitarbeiter Ina Notarius von der Bauforschung sowie der Steinspezialist Christoph Schaab rücken an, um den Eiskeller zu untersuchen.

Es ist der mittlerweile dritte Anlauf, um eine Bestandsaufnahme des Bauwerks zu machen. Zwei waren wegen des starken Frosts in diesem Winter verschoben worden.

Im Jahr 2005 waren der Eiskeller ebenso wie die Immunitätsmauer und der Schlosskeller schon einmal untersucht worden. Und schon damals war dringender Sanierungsbedarf angemahnt worden. "Mit jedem Tag, an dem an den Gebäuden nichts getan wird, wird die Sanierung um mindestens 50 Euro teurer", hieß es damals.

Nach fünf Jahren hält Albert Distelrath vom Architektenbüro Strack, der damals das Kostengutachten für die Sanierung erstellt hat, den Betrag mittlerweile für zu niedrig gegriffen.

"Es ist schön, dass die alten Sichtbezüge wieder hergestellt wurden und man vom Eiskeller Teehaus, Remise und Immunitätsmauer sehen kann, aber der Zustand der Bauwerke ist erschreckend", sagt er nach fünfjähriger Abwesenheit.

So besteht im Inneren des Eiskellers (aber auch der anderen Gebäudeteile) die Gefahr, dass Stützmauern langsam wegbrechen. "Hier sind Sicherungsmaßnahmen dringend notwendig", weiß auch Reinhard Lutum, bei der Stadt Meerbusch für den Denkmalschutz zuständig.

Unter anderem ist auch das der Grund, warum die Denkmalbehörde nun den Eiskeller Stein für Stein untersucht und auch die Lage der herausgebrochenen Teile dokumentiert. "Denn es bringt nichts, die Einzelstücke wegzuräumen und irgendwo zu lagern. Der Wiederaufbau wird dann zu einem kaum lösbaren Puzzlespiel", sagt Distelrath.

Der Eiskeller gehört zu den ältesten und bauhistorisch interessantesten Teilen im Park Meer: Für den markanten Aussichts-Pavillon aus dem 19.Jahrhundert wurden auch römische und mittelalterliche Gebäudeteile verarbeitet. Was aus welcher Zeit stammt, kann über die Verarbeitung der Steine und die Substanz des Mörtels festgestellt werden.

Die Erkenntnisse der Spezialisten aus Brauweiler werden nun ausgewertet und bilden die Grundlage für die weitere Planung der Instandsetzungsmaßnahmen. Doch das dauert erfahrungsgemäß noch etwas.

Ab Ende April können Besucher den Park und die Ruinen wieder aus der Nähe sehen: Der Förderverein will Parkspaziergänge anbieten, bei denen man nach den Rodungsarbeiten die ganze Anlage in ihrer neuen Form erleben kann - und zwar erstmals vom Teehäuschen aus.

Zum Gedeihen des Parks und seiner alten Bäume trägt auch Jürgen Grosse aus Langst-Kierst bei. Er bat anlässlich seines 70.Geburtstags Nachbarn und Freunde um eine Baumspende zur Sanierung eines Leopold-Bergahorns in dem von Joseph Clemens Weyhe 1865 für die Familie von der Leyen-Bloemersheim angelegten Englischen Landschaftsgarten.

Die Resonanz war gewaltig: 1150Euro übergab Grosse jetzt dem Vorsitzenden des Fördervereins Haus Meer, Herbert Jacobs, als Patenschaft für die wesentlich teurere Pflege einer der sanierten Blutbuchen aus der Entstehungszeit des Parks. Die größte Einzelsumme in Höhe von 175US-Dollar kam von Freunden aus Kalifornien, die Jürgen Grosse für die Meerbuscher Parksanierung begeistern konnte.