Meinungen zu den Marktplatzplänen in Meerbusch: „Wochenmarkt muss bunt sein!“

Die Marktstände sollen durch feste Buden ersetzt werden und an mindestens vier Tagen geöffnet sein. Die WZ fragte Kunden und Händler nach ihrer Meinung.

DIE KUNDEN

Birgit Steinebach (Stammkundin): "Was immer zu kurz kommt ist der Mensch, der hier lebt. Gegen eine Markterweiterung und eine Vergrößerung des Angebots habe ich gar nichts, aber das kann doch zwischen den bestehenden Marktständen passieren."

Werner Damblon (Büdericher Bürger und Fraktionschef der CDU): "Ich finde, dass wir hier die große Chance haben, etwas zu tun. Die Marktleute sollen ja eingebunden werden; sie können sich auch einen Stand teilen. Die Grundidee ist, mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen, ein Mehr an Zeit und Begegnung zu bieten. Man schafft einen schönen Platz, und es gibt eine hohe Kaufkraft. Es ist wirtschaftlich attraktiv für alle, die teilnehmen. Ich kann nicht nur ein Einzelschicksal betrachten."

Christel Wienen (Stammkundin): "Ich genieße den Markt, wie er ist. Sollen sich etwa die Käse-Frau und der Fischmann einen Stand teilen? Wenn etwas Neues dazu käme, wäre das ja okay, aber man sollte das Alte nicht verschwinden lassen."

Ein Marktbesucher: "Der Markt der Stände ist ein Stück Kulturgut. Ich erfreue mich an dem Zusammengewürfelten. Gucken Sie doch mal richtig hin: Dafür fahren die Leute nach Frankreich! Es wäre schade, wenn ein Stück Tradition verloren gehen würde. Die Städte verlieren immer mehr ihr Gesicht. Und die Verbannung der Stände ist irreversibel. Wo ist der Gewinner? Die Leute wollen es nicht und die Händler auch nicht."

Almut Lührmann (Stammkundin): "Hier ist es doch gemütlich! Ich will nicht alles perfekt haben, aalglatt, sonst kann ich ja direkt ins Carschhaus gehen. Hier fühlt man sich wohl. Ich fände es traurig und bedauerlich, wenn die festen Buden kommen. Ich war schon froh, als die Pläne für das große Gebäude für den Franz-Schütz-Platz vom Tisch waren. Für diesen Markt in Büderich würde ich kämpfen, es soll menschlich bleiben. Ich würde hier nicht mehr kaufen, wenn meine Händler nicht mehr da sind, von denen ich ja auch viele Tipps bekomme. Und wenn wirklich einer der aktuellen Händler in eine Bude zieht: Was geschieht mit seinen anderen Märkten? Gibt’s dann keine Käse-Frau mehr in Osterath?"

Anneliese Fischer-Zimpel (Stammkundin): "Die schönste Atmosphäre in Büderich wollen sie uns wegnehmen? Das hier ist mein Freizeitvergnügen: Jeden Samstag gucken, treffen und sich inspirieren lassen. Das will ich gar nicht jeden Tag haben!"

Viktor Popovic (Stammkunde): "Der Markt ist doch der einzige Grund, in Büderich einzukaufen! Hier ist die Qualität sehr gut und die Blumen (mit einem Blick auf seinen gelben Rosenstrauß) halten viel länger! Ich gehe nur samstags nach Büderich und besuche dann auch gleich die anderen Geschäfte. In die Marktbuden kämen stationäre Händler, aber nicht mehr Leute, die noch selber anbauen. Wenn sie nicht mehr anbauen und auf den Großmarkt fahren, steigen die Preise. Für die normalen Leute wird das Angebot dann unerschwinglich. Solch ein Markt wird den ganzen Einzelhandel drücken. Das tut auch den Hausvermietern nicht gut. Das Projekt der festen Marktstände ist eine völlige betriebswirtschaftliche Fehlleistung."

H. Schwab (Stammkundin): "Ich habe 25 Jahre in Meerbusch gewohnt, lebe seit zwölf Jahren in Düsseldorf und komme seitdem jeden Samstags extra zum Markt nach Büderich. Das ist ein schöner Bauernmarkt! Die Marktstände würden auch viel zu teuer. Ich kann doch rechnen!"

Peter Boehm: "Ich fände es mal ganz schön, hier etwas zu machen! Ich erwarte eine Belebung des Marktplatzes. Es soll doch alles ?anz chic werden. Die Marktstände am Behnisch-Bau in Krefeld sind mit ihren Markisen sehr schön. Vielleicht wird das ja auch was Schönes in Meerbusch! Jeder Markthändler hier kann doch selbst entscheiden, ob er da mitmachen will oder nicht!"

Gertrud (und Daniel) Thees, Öko-Obst und Gemüse: "Natürlich bin ich gegen die festen Marktbuden. Dafür haben wir ja nicht unseren Hänger. Wir sind seit 27 Jahren auf Märkten, verkaufen mittwochs in Kaarst-Büttgen, donnerstags in Fischeln, dienstags und freitags ab Hof und samstags in Büderich die Waren, die wir fast alle selbst anbauen. Wir können gar nicht so viele Tage in Büderich bleiben."

Helga Seltmann (Fleisch, Geflügel) verkauft mittwochs am Deutschen Eck, donnerstags und samstags auf dem Franz-Schütz-Platz: "Ich halte gar nichts von der Idee täglicher und fester Marktstände. Das will ich nicht. Es ist eine finanzielle Frage. Man bräuchte eine oder zwei Verkäuferinnen - und das trägt sich nicht."

Lina Oostrum (Blumen): "Was sollen wir machen? Wir brauchen alle noch andere Märkte. Die verlieren wir doch! Und da kommen wir nie mehr drauf, wenn wir unseren Platz aufgeben. Für mich ist das nicht so schlimm, weil ich 69 Jahre alt bin, aber wenn man jung ist und dann Märkte verliert, ist das ganz schlimm. Für junge Leute ist das gefährlich."

Magda Schwarz (Café Schwarz): "Ich verkaufe nur das, was wir selbst backen. Jeden Tag Brot kaufen - das machen die Büdericher doch im Leben nicht! 600 Euro Miete monatlich wie in Krefeld - das kann ich nicht! Ich stehe an zwei Tagen selbst im Verkaufswagen. Mehr kann ich nicht."

Josef Schwarz (Café Schwarz): "Es hat keine Ausschreibung gegeben, keine Bewerbung! Und mir ist zum Ausgleich schon ein Stand in Osterath angeboten worden."

Joachim Vesper (Blumen): "Ich bin Büdericher und seit 35 Jahren hier. Was da geplant wird, ist existenzvernichtend. Wenn wir für das Geld, das wir für unseren Stand bezahlen, die Container nutzen könnten, könnte man darüber nachdenken. Aber die Atmosphäre wäre weg."

Bernhard Römer (Fisch): "Ich mache alle Märkte in Meerbusch. Für mich wäre das das Ende. Andere Märkte, die du kriegen kannst, da haben es andere vor dir probiert und sind gescheitert. Das wissen wir doch!"

Udo Freibeuter (Obst und Gemüse): "Für uns wäre das blöd. Wir sind seit 40 Jahren in Büderich, sind die ganze Woche unterwegs. Wir haben keine Zeit übrig. Wir leben von Meerbusch. Wenn wir für den stationären Markt Personal einstellen, würden die Preise steigen. Dann bleiben die Kunden weg."

Florian Freibeuter: "Wir alle haben hier viele Stammkunden. Und Kunden können nur einmal ihr Geld ausgeben. Außerdem macht das fahrende Gewerbe doch das Flair aus."

15 Marktbeschicker versorgen die Kunden donnerstags und samstags auf dem Franz-Schütz-Platz: zwei Obst- und Gemüsestände, Käse, Geflügel und Fleisch, , Fisch, türkische Schlemmereien, Marmeladen, Liköre, Brot, Gebäck und Blumen.

16 Container mit "marktüblicher Nutzung" will ein Investor parallel zur Dorfstraße aufstellen. Ausschließlich Nahrungsmittel sollen auf diesem "grünen Markt" angeboten werden. Mittwochs bis samstags sollen die Händler präsent sein. Der Beschlussvorschlag der Stadt begrüßt das Vorhaben und legt fest: "Der jetzige Wochenmarkt wird aufgehoben."

Rund 460 Unterschriften gegen den Marktumbau haben die Händler am Samstag auf Initiative der Kunden gesammtl.

Am Donnerstag im Hauptausschuss werden die Pläne vorgestellt. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17 Uhr im Mataré-Gymnasium, Niederdonker Straße 32 (Sitzungssaal II. OG.)