Osterath: Elektrothek - Zur Isolation die Mütze benutzt

Ein Rundgang über das Gelände des Museums erklärt sogar Laien die Stromerzeugung.

Osterath. Sie ist das einzige Museum auf Meerbuscher Boden. Mehr als 2000 Exponate erzählen hier eine über 100-jährige Geschichte. Und obwohl 2006 der 25. Geburtstag vergleichsweise groß gefeiert wurde, fristet die auf 3000 Quadratmetern untergebrachte Sammlung immer noch ein Schattendasein.

Die Rede ist von der Elektrothek am Ingerweg in Osterath, wo auf dem Gelände der RWE-Schaltanlage im wahrsten Sinne des Wortes große Spannung herrscht. Denn vor Augen geführt wird dem Besucher Hochspannungstechnik in allen Schritten und Einzelteilen, sogar der Laie erhält einen Einblick, wie der Strom in die Steckdose gelangt.

Auch wenn im Verlauf von zweieinhalb Jahrzehnten bislang noch keine 10 000 Interessierte die kleinen und großen Schätze in der Elektrothek sehen wollten, so gibt es doch immer wieder Tage, an denen gleich mehrere Führungen parallel durchgeführt werden müssen, um den Andrang zu kanalisieren.

Dann läuft auch ein Experte wie Reinhard Rohlfing als dozierender Ausstellungsleiter zu Hochform auf, der eine überraschend große Gruppe des Meerbuscher Kulturkreises vorbei an Transformatoren und Leistungsschaltern geleitet, die teilweise wie Ufo-ähnliche Raumschiffe wirken. Wenn dann die Rede ist von Überstromrelais, Synchronisierungseinrichtung, Überspannungsableiter oder Hängeisolatorkette, dann ist Rohlfing in seinem Element.

Und natürlich gibt es jede Menge Anekdoten zu erzählen. Aus Zeiten, als etwa Ende des 19. Jahrhunderts in den ersten Hochspannungsanlagen Sicherungen notwendig wurden, und die Monteure zur Erhöhung der Isolation beim Austausch schon mal ganz gerne ihre Mütze zu Hilfe nahmen. Ganz mutige Zeitgenossen wechselten den Porzellankörper gleich ganz mit der bloßen Hand.

Bemerkenswert erscheinen die Transformatoren, die den Strom auf handhabbare Werte herabsetzen, die speziell für den Schienenverkehr konzipiert wurden. Auf der Oberseite entdeckt man bisweilen sogar eine kleines Häuschen für den Arbeiter, wo Bett, Tisch und Waschbecken Platz finden. Stolz ist Rohlfing, dass der erste 110 Kilovolt-Mast Europas aus dem Jahr 1911 Bestandteil der Elektrothek-Sammlung ist.

Und dann gibt es da noch das Kettenkrad, angetrieben mit einem Opel Olympia-Motor, aus dem Jahre 1947, das einst zum Spannen der Vorseile für Hochspannungsleitungen auf dem freien Feld genutzt wurde. "In Auftrag gegeben wurde dieses Fahrzeug ursprünglich von den Nazis. Das sieht man daran, dass hinten noch Platz ist für zwei Schützen", so Rohlfing.