Büderich: Bundeswehrkonzert - Marschmusik vor Industriekulisse

Über 600 Zuhörer strömten zum Konzert ins Böhler Kesselhaus.

Büderich. So hat man Musik selten erlebt. Zwar sind die etwa 15 Meter hohen Stahlkessel auf dem Böhler-Gelände schon viele Jahre außer Betrieb, doch heiß wurde es im Alten Kesselhaus am Donnerstagabend allemal. Der Grund: Das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr Hilden und der Bundesspielmannszug 1920 Lank-Latum haben sich zu ihrem Benefizkonzert zusammengefunden, und bieten über 600 Zuschauern ein Potpourri aus klassischen Märschen, Musical-Einlagen und Rockmusik.

Die stählerne Landschaft aus Kesseln, Rohren und Streben sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. "Ich bin selbst großer Fan solcher Industriekulissen", sagt Guido Biegel, Organisator des Konzertes und Tambourmajor der Lanker Spielleute. Schon bei den ersten Tönen der angehenden Profimusiker aus Hilden wird deutlich, welch klangliches Potenzial die historische Halle mit ihren 18 Metern Deckenhöhe hat. "Die Akustik hier ist ähnlich gut wie in der Tonhalle", wagt Biegel gar zu behaupten: "Satter Klang, kein Nachhall."

Nach den Stücken "Symphonic Overture" und "Große Zeit, neue Zeit", die vom Publikum mit reichlich Applaus belohnt werden, ergreift der frischgebackene Nachwuchskapellmeister Matthias Prock den Dirigierstab und löst Oberstleutnant Reinhard Kiauka für zwei Titel ab. Nun ist es der "Teufelstanz" des Komponisten Josef Hellmesberger, der seinem Namen alle Ehre macht und die Zuschauer die Rasanz und Dynamik des Stückes spüren lässt. Besonders wenn das Orchester nach filigran ausgearbeiteten Passagen abrupt Dramatik und Tempo in sein Spiel legt, kann man darüber nachsinnen, wie Sean Connery als Agent 007 dabei in einer wilden Verfolgungsjagd übers Stahlgeländer treiben könnte. Denn in der beeindruckenden Kulisse ist die Musikauswahl stark filmisch geprägt: Zahlreiche Bilder laufen vor dem inneren Auge ab.

Der Titel "A la mi presente" beginnt mit holzigem Getrommel. Als sich ein Teil der Musiker im Takt auf die Gänge hoch oben an der Kesselanlage begibt, ist die Begeisterung groß. 15 Instrumentalisten spielen aus luftiger Höhe, weshalb das Klangbild als noch breiter und verteilter wahrgenommen wird.

Nach einer Pause stößt der Lanker Spielmannszugs dazu und Guido Biegel übernimmt die musikalische Leitung beider Truppen ohne jeglichen Makel.

Biegel ist es immer wieder, der die Bundeswehr-Musiker fürs Publikum nach Meerbusch holt. Das zeigt sich schließlich gänzlich begeistert, als die Gastsängerin Linda Mikulec mit kraftvoller Stimme Musical-Klassiker wie "You’re the one that I want" und "What a feeling" anstimmt.

Bleibt zu hoffen, dass solch musikalisches Engagement vom Publikum mit großer Spendenbereitschaft belohnt wird, gehen freiwillige Zuwendungen und ein Teil der Einnahmen doch an das Blinden- und Sehbehindertenzentrum in Strümp.