Ralf Bos importiert Trüffel aus Australien

Der Gourmetexperte aus Büderich will für seine Kunden 500 Kilogramm der edlen Pilze aus Down Under kaufen.

Foto: Bretz

Viele verbinden Trüffel bislang mit Winterabenden und Festessen zu Weihnachten. Kein Wunder: Eigentlich stehen Speisen mit frischen schwarzen Périgord-Trüffeln nur von Dezember bis März auf dem Speiseplan. Aber der kulinarische Kalender ändert sich. Im australischen Winter reifen die schwarzen Knollen von Mai bis Ende August. Noch zögerlich begrüßen Küchenchefs und Feinschmecker die Lieferungen aus dem neuen Trüffelland.

Aber: Ralf Bos, Gourmetexperte und Lieferant der Gastronomie, mit Firmensitz an der Grünstraße in Büderich hat jetzt 500 Kilogramm Trüffeln für seine Kundschaft geordert.

Bos lobt die australischen Edelpilze in den höchsten Tönen. Ihm schmecken sie ebenso gut — oder sogar noch besser — als die schwarzen Trüffeln aus Frankreich, Italien oder Spanien. Auch die Preise sind vergleichbar, sagt Bos. Je nach Erntelage und Qualität kosten schwarze Winter-Edeltrüffeln zwischen 800 und 1800 Euro pro Kilogramm. Seit etwa zehn Jahren werden in Westaustralien südlich von Perth Trüffeln geerntet. Die dort angelegten Kulturen mit Trüffelbäumen sind offenbar fruchtbarer als die in Europa.

Auf acht Tonnen Trüffeln sei die jährliche Ernte in „Down Under“ inzwischen angewachsen, sagt Shane Styles, der Marketing-Verantwortliche der australischen Trüffelfirma Truffle & Wine.

Trüffeln zu kultivieren, ist eine kniffelige Angelegenheit. Nicht jede Plantage mit Trüffelbäumchen liefert die erhofften Erträge. Die Wurzeln der Bäumchen, meist Hasel oder Eiche, werden vor dem Anpflanzen mit Trüffelsporen „geimpft“, damit sich die Symbiose zwischen Pilz und Baumwurzel, die Mykorrhiza, entwickeln kann. Acht bis zehn Jahre muss man warten, bis die ersten Fruchtkörper der schwarzen Edeltrüffeln Tuber melanosporum reif sind. Dann riechen sie so stark, dass Trüffelhunde sie aufspüren können.

Obwohl in Frankreich Hunderttausende von Bäumchen gepflanzt wurden, sind die Erträge im Mutterland der Périgord-Trüffeln zurückgegangen. Die Gründe: Die Vernachlässigung der natürlichen Trüffelwälder seit dem Ersten Weltkrieg und die Umstellung auf moderne Agrarwirtschaft. Dazu kommt der Klimawandel mit immer trockeneren Sommermonaten. Die meisten europäischen Winteredeltrüffeln werden inzwischen in Spanien kultiviert.

Bos will in diesem Jahr bis zu 500 Kilogramm Trüffeln aus Australien importieren. Die Vermarktung in Deutschland ist nicht so einfach. „Viele Küchenchefs wollen im Sommer keine Winteredeltrüffeln auf die Karte nehmen“, meint Bos. In den Köpfen der Köche handele es sich um so etwas wie fade schmeckende Import-Erdbeeren im Winter. Aber das sei falsch: „Diese Trüffeln sind keine minderwertige Ware.“ dpa