Von Kaufkraft, Menschenverstand und alten Hüten
Sonja Bertini hat bei KAB-Diskussion gegen Angelika Mielke-Westerlage einen schweren Stand.
Meerbusch. Angelika Mielke-Westerlage und Sonja Bertini waren beide in seriösem Dunkelblau erschienen. Das war aber fast schon das einzige, was die beiden Meerbuscher Bürgermeisterkandidatinnen bei einer Podiumsdiskussion, zu der die KAB Osterath eingeladen hatte, gemeinsam hatten.
Der KAB-Sprecher Manfred Hering konnte viele Interessierte begrüßen, die zunächst Statements zu Werdegang und politischen Vorstellungen hörten. Während Mielke-Westerlage — 59 Jahre, ein Sohn (anwesend), Diplom-Verwaltungswirtin, in Meerbusch geboren und seit 2007 Erste Beigeordnete — durch Kompetenz zu überzeugen versuchte, stellte sich ihre Konkurrentin aus Krefeld — 46 Jahre, italienische Wurzeln, seit 30 Jahren in der Krefelder Verwaltung und derzeit Geschäftsführerin der UWG — als jemand dar, der frische Ideen mitbringe.
Dabei überraschte es, dass sie das Thema Finanzen als Hauptanliegen benannte. Man müsse finanziell umdenken, meinte Bertini. Die Stadt solle sich besser vermarkten und die Wirtschaftsförderung stärken, um mehr Kaufkraft und Gewerbesteuer vor Ort zu generieren. Meerbusch mache sich zu klein zwischen drei Großstädten, sagte sie.
Eine Aussage, die Mielke-Westerlage so nicht stehen lassen wollte. „Die Menschen ziehen nach Meerbusch, gerade weil sie von den guten Lebensbedingungen gehört haben“, entgegnete sie. Als Beispiele nannte sie den forcierten Ausbau der Kindertagesstätten, neue Sportstätten und moderne Wohnquartiere. Natürlich bleibe noch einiges zu tun. Wie: Neu-Ordnung der Schullandschaft, Sanierung des Hallenbades oder bedarfsgerechte Wohnungen für Senioren. Sie könne sich auch vorstellen, den Straßenraum mit mehr Bepflanzungen weiter zu verbessern.
Bertini forderte dagegen mehr Radtourismus und eine bessere Aufstellung des ÖPNV. Sie könne sich wie in Amsterdam oder Paris ein System von Leihfahrrädern vorstellen. Auf die Frage aus dem Publikum, ob sie sich das Bürgermeisteramt zutraue oder ob es nicht zu groß für sie sei, antwortete Bertini selbstbewusst: „Mit dem normalen Menschenverstand kann man viel bewegen.“
Allerdings gehört auch Sachkenntnis dazu, die die Kandidatin auf konkrete Nachfragen nicht immer vorweisen konnte, während Mielke-Westerlage, aufgrund ihrer derzeitigen Position nicht verwunderlich, zu allen Fragen Antworten parat hatte. So waren die Vorschläge von Bertini, neue Finanzierungsmodelle für Haus Meer zu suchen oder die Personalkosten auf Reduzierungen zu durchforsten, nicht viel mehr als ein alter Hut.