100 Jugendliche verbringen Nacht in der Kirche
Am Freitag lädt die Reformationskirche zur „Neusser evangelischen offenen Nacht“ ein.
Neuss. Auf Weltreise geht es am Freitag, 6. November, auf der Furth. „In der Schweiz gibt es die Gipfelstürmer zu entdecken und eine Kletteraktion“, kündigt Ingrid Dreyer, Jugendleiterin am Gemeindezentrum der Reformationskirche, an. „In Schweden werden Möbel gebaut.“ Nepal lädt zum Kochen nach landestypischen Gerichten ein. Und das Interessante daran: Die Weltenbummler müssen Neuss nicht einmal verlassen. Sie können die Besonderheiten anderer Nationalitäten bei einer Nacht in der Reformationskirche erleben, genauer gesagt: bei der „Neusser evangelischen offenen Nacht“, kurz: Neon. Dazu eingeladen sind alle Neusser Jugendlichen von elf bis 14 Jahren. Alljährlich machen etwa 100 Mädchen und Jungen mit.
Seit 13 Jahren ist die Aktion fest etabliert. Organisiert wird sie von gut 25 Ehrenamtlern. Ingrid Dreyer hatte einst die Idee zu der etwas anderen Nacht, die nicht nur Konfirmanden ansprechen sollte. „Ort und Programm wechseln jedes Mal“, berichtet sie. Diesmal fiel die Wahl auf die Reformationskirche.
Die Nacht startet mit einer sogenannten Blitzandacht. Sie wird von Jonas Siebenkotten, Pfarrer in Neuss-Süd, gehalten. „Als traditionelle Andacht wird sie so gar nicht wahrgenommen, sondern eher als benutzerfreundlich: Sie verstärkt das Gemeinschaftsgefühl und zeigt, dass Kirche für jeden offen ist“, erklärt Anika Grünzel aus der Christuskirchengemeinde. Sie wird bei „Neon“ Tanzen und Basteln zum Thema Russland anbieten.
Die junge Helferin macht derzeit ein Praktikum im Jugendzentrum, das sie für ihr Studium der Sozialen Arbeit braucht. „Ich bin seit sechs Jahren bei ,Neon’ dabei“, erzählt sie. „Eine Nacht durchmachen, das schweißt mit den Teams der anderen Gemeinden zusammen“, sagt sie schmunzelnd. Mit anderen Ehrenamtlern macht sie Spiele, achtet nach Ende des Programms gegen 23.30 Uhr auf Ruhe und sorgt morgens für ein einfaches Frühstück.
„Anfangs haben wir fünf Hauptamtlichen, die an dem Projekt mitarbeiten, das Thema noch vorgegeben“, berichtet Ingrid Dreyer. „Inzwischen entwickeln die Ehrenamtler das Motto selbst und bringen ihre Kompetenzen mit ein.“
Tamara Breuer macht nächstes Jahr Abitur und ist in der Reformationskirchengemeinde aktiv. Die Schülerin kam nach der Konfirmation zum ehrenamtlichen Engagement bei „Neon“. „Zuerst war es schwierig, von den beinahe Gleichaltrigen als Leiterin akzeptiert zu werden“, gibt die 19-Jährige zu. „Aber irgendwann rutscht man in die andere Position.“ Sie freut sich schon auf den kommenden Freitag. Viele der Teilnehmer sind schon mehrfach bei „Neon“ dabei gewesen und bringen Freunde mit. „Da pflanzt sich etwas ins Herz“, ist Ingrid Dreyer überzeugt.
Und nicht nur das. Diese besondere Art der Glaubensverkündigung mache auch große Freude. „Ich werde wieder eine Nacht ohne Schlaf verbringen, aber das ist es wert. Denn Kirche wird so von den Jugendlichen ganz anders erlebt.“