Architektenkammer kürt Wallfahrtskirche
Das 1930 erbaute Gotteshaus wurde in den Internetführer „baukunst-nrw“ aufgenommen.
Noithausen. Bei der jährlichen Marienoktav strömen jeweils Tausende in die Noithausener Wallfahrtskirche St. Mariä Geburt. Beliebt ist das Gotteshaus aus dem Jahr 1930 also und es wird wohl noch bekannter werden. Das seit 1984 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde in den Internetführer „baukunst-nrw“ der Architektenkammer NRW und Ingenieurkammer-Bau NRW aufgenommen.
Johannes Trienekens, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands
Dort sind unter anderem auch Schloss Dyck und sein Park sowie die Langen Foundation Hombroich aufgeführt. Die Plattform soll einen „Überblick über herausragende, interessante, innovative und historisch bedeutsame Objekte“ geben, heißt es auf der Homepage.
„Das ist für uns eine herausragende Sache, das macht unsere Kirche noch bekannter“, sagt Johannes Trienekens, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands der Pfarre St. Mariä Geburt. „Wir haben vor drei Jahren die Kirche renoviert. Die Aufnahme in ,baukunst-nrw’ zeigt, dass wir dabei richtig vorgegangen sind. Das ist sozusagen der Ritterschlag für uns“, ergänzt er.
Die Würdigung kommt passend zu einem Jubiläum — 650 Jahre Marienverehrung in Noithausen. Auf die Kirche aufmerksam wurde die Architektenkammer wohl, wie Angelika Teske-Naumann erklärt, durch einen Tag der Architektur, bei dem das renovierte Gotteshaus präsentiert wurde. Sie war 2014/15 als Architektin für die Restaurierung zuständig. Viele Details zum Gotteshaus und zu seiner Geschichte kennt Historikerin Cornelia Schulte, die Mitglied in der Kirchengemeinde ist. „Die Noithausener Kirche hat Seltenheitswert, nur wenige Gotteshäuser sind zwischen den beiden Weltkriegen gebaut worden.“
Das ist aber nicht die einzige Besonderheit: St. Mariä Geburt sei als erstes Gotteshaus im Umkreis in einem neuen Stil errichtet. „Bis dahin wurden die meisten Kirchen im neogotischen oder neoromanischen Stil gebaut, weil man das für Sakralbauten für angemessen hielt“, erläutert Schulte. Wie Teske-Naumann erklärt, habe sich im Rahmen der liturgischen Bewegung die Kirche zur Gemeinde geöffnet — und das habe sich auch in einer auf das Wesentliche reduzierten, neuen Kirchen-Architektur niedergeschlagen.
In Noithausen bestand in den 1920er Jahren Baubedarf: Die damalige Wallfahrtskapelle „platzte aus allen Nähten“, berichtet Schulte. Mit einem Durchbruch wurde das Gotteshaus um Räumlichkeiten im Rektorat nebenan erweitert, doch das so Entstandene „war instabil“, sagt Schulte. Eine neue, größere Kirche sollte her. Der damalige Pfarrer Schmitz und die Mitglieder des Noithausener Kirchenvorstandes hätten sich für eine Architektur neuen Stils entschieden — und setzten dies durch.
Architekt Fritz Rumpelhardt schuf einen auf das Wesentliche reduzierten Entwurf, der auf jegliche Säulen verzichtete, erläutert Schulte. Der Gottesdienstraum wirke „wie ein umgekehrter Schiffsrumpf“. Die Akustik sei „super“. Die Fassade mit Doppelturm ist schlicht, der rote Backstein orientiert sich an der Bebauung im Umfeld.
Doch vor dem Bau 1930 stand erst einmal ein Kraftakt, wie die Historikerin berichtet. Die Pfarre hatte wenig Geld. Mit Sponsoren, Spenden und mit etlicher Eigenleistung der Noithausener wurde das Projekt aber gestemmt. In den 85 Jahren nach der Errichtung hatte sich manches im Gotteshaus verändert, bei der Renovierung war ein Ziel, „die ursprüngliche, auf das wesentliche reduzierte Architektur wiederherzustellen“, berichtet Teske-Naumann.
Neues wurde behutsam eingefügt: Ein Beispiel: Der Eingangsbereich ist mit gläsernen Elementen abgetrennt, die die Architektur nicht stören. Weitere Infos gibt es im Internet unter:
baukunst-nrw.de