Aussteller werben bei der 2. Kaarster Jobbörse um Azubis

Manche der potenziellen Arbeitgeber hätten sich allerdings eine bessere Resonanz gewünscht.

Foto: Anja Tinter

Kaarst. Dennis und Nicole Oscheja ließen sich am Samstag mit ihrer Tochter Lena auf der 2. Kaarster Jobbörse blicken — aus reiner Verbundenheit mit der Jungen Union. Sie hat die Börse gemeinsam mit der Vereinigung Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), deren Vorsitzende die jetzige Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus ist (die auch die ganze Zeit da war) organisiert. Lena hat allerdings noch kein Interesse an einer Ausbildung — sie ist gerade mal acht Wochen alt. Es machten aber nur wenige junge Leute, die bald die Schule verlassen werden, von dem Angebot Gebrauch, sich Tipps für ihre Berufswahl geben zu lassen. Das ist vor allem für die Handwerksbetriebe schlecht, sie suchen händeringend nach geeigneten Azubis.

Nicola Stolle, Sparkasse Neuss

„Die potenziellen Auszubildenden fehlen“, sagte Malermeister Josef Hoster aus Büttgen. Johannes Höhner sucht fast schon verzweifelt junge Leute, die sich für den Bereich Gas, Wasser und Heizung interessieren. Er geht dabei ungewöhnliche Wege: „Im Januar werden wir es mit einem Syrer probieren, der Gas/Wasser gelernt hat — ich bin gespannt, was der kann.“

„Es gehen sehr wenig Bewerbungen ein, wenn wir einen Technischen Konfektionär suchen“, erklärte Andrea Hügen. Immerhin habe sie am Samstag einige Gespräche mit jungen Leuten führen können. Hans-Peter Weiland vom KKV hofft, dass sich nächstes Jahr auch junge Flüchtlinge in der Rathausgalerie informieren werden.

Die Altenpflege ist zwar kein Handwerk, aber auch dort kennt man das Problem, Stellen nicht besetzen zu können. Caritas-Direktor Norbert Kallen räumt mit einem Vorurteil auf: „So schlecht wird man in der Altenpflege nicht bezahlt.“ Aber er weiß, dass gute Deutschkenntnisse eine wichtige Voraussetzung sind.

Anke John, Stadt Kaarst

Selbst bei der Sparkasse stapeln sich längst nicht mehr die Bewerbungen junger Menschen. So war Nicola Stolle von der Sparkasse Neuss unzufrieden: „Ich habe heute oft ohne Gesprächspartner rumgestanden.“ Immobilienmakler Marc Frederik Schiefer aus Vorst konnte sich dagegen nicht beschweren: „Man hat mir fünf tadellose Bewerbungsunterlagen gegeben.“ Adrett, aufgeweckt, zielstrebig: So wirkten die jungen Leute, die für den Düsseldorfer Finanzdienstleister Tecis warben. Am Nachmittag hatten sie einen ganzen Stapel von Kontaktdaten von Interessenten in ihrem Aktenordner. Thomas Röttcher, Kaarster Rewe-Marktleiter, hat in diesem Jahr drei Azubis eingestellt. „Die zu finden, war nicht einfach“, erklärte Röttcher, der auch Abiturienten etwas zu bieten hat: „Für sie gibt es ein spezielles Programm — so können sie in drei Jahren Marktleiter werden.“

Drei Frauen, eine Mission: Anke John, Stephanie Ferber und Michaela Schäpper warben um Auszubildende für die Stadt Kaarst. Das Rathaus scheint eine Insel der Glückseligen zu sein: „Wir hatten rund 300 Bewerbungen für unsere Ausbildungsstellen im Verwaltungsbereich“, erklärte Anke John — davon kann das Handwerk nur träumen. Schirmherr Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, mahnte Schulabgänger, ihren Fokus nicht nur auf ein Studium zu richten.