Ausstellung in Kaarst: Der Blick hinter die Fassade
Andreas Thein fotografierte für seine Serie „Eigenheim“ die Häuser von Fremden. Jetzt ist sie im Rathaus Büttgen zu sehen.
Kaarst. Er wirkt real, der mit Holz verkleidete Treppenaufgang. Der Blick auf ihn fällt durch einen ebenso hölzernen Türrahmen. Doch Vorsicht demjenigen, der zu forsch darauf zuschreitet. Dann stößt er wie im Trickfilm mit der Nase gegen die Wand. Denn es handelt sich nicht um einen wirklichen Treppenaufgang, sondern um ein Bild des Fotokünstlers Andreas Thein.
Andreas Thein hat sich mit seiner Kamera vom Keller bis zum Dachboden vorgearbeitet, Einrichtungen fotografiert, in Schränke, Schubladen und Schachteln geschaut.
Dabei dokumentiert er seine Erinnerungen aus der eigenen Jugend, die der heute 38-Jährige in Kassel verbrachte. Auf die Motive stieß er oft durch Zufall, so wie bei dem Wohnzimmer mit der großen, braunen Schrankwand, dem hellen Sofa, der großen Stehlampe und dem kreisrunden Lampenschirm. "Ich ging auf dem Bürgersteig an dem Fenster vorbei und im Zimmer brannte Licht", erzählt Thein. "Das Wohnzimmer sah nicht viel anders aus als bei meinen Eltern damals." Er klingelte und durfte mit seiner Kamera wiederkommen.
Mehrere Male, denn der Absolvent der Folkwang-Schule "arbeitet nicht in Zyklen, sondern mit der Ausdauer eines Marathonläufers", so Kulturjournalist Lothar Schmidt, der in die Ausstellung einführte. "Andreas Thein ist wie ein Maler. Bis ein Foto entsteht, vergehen manchmal mehrere Wochen."
Nach dem Schachtelprinzip blickt der Künstler hinter die Fassaden. Er schaut in die Schränke und fotografiert das kitschig anmutende Kaffeeservice. Er blickt in die Schublade und lichtet das gute Besteck ab. Er öffnet die Abstellkammer im Keller und findet alte Sachen, die keiner mehr braucht, aber auch niemand wegwerfen möchte. Er holt eine Schachtel hervor und entdeckt viele Häuser, die zur Anlage einer Modelleisenbahn gehören.
Seit acht Jahren befasst sich der Fotograf mit der Serie "Eigenheim". Sie war 2001 auch das Thema seiner Diplomarbeit. Im selben Jahr wurde er dafür mit dem Förderpreis für dokumentarische Gegenwartsfotografie ausgezeichnet.
Besuchszeiten Montag bis Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Freitag und Samstag 9 bis 12 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr.