Neuss: Tätowierung - Tortur fürs Fernsehen festgehalten

Junge Neusserin ließ sich im Tattoo-Studio filmen.

Neuss. Was Kerstin Köppen durchgemacht hat, "würde mancher Kerl nicht aushalten", meint Tattoo-Studio-Inhaber Martin Kraus. 35 Stunden in zehn Sitzungen hat die 26-jährige Neusserin auf der Liege des Studios ausgeharrt, während eine Nadel ihr bis zu 1200 Mal pro Minute in die Haut stieß. Die Körperbemalung bedeckt den Rücken, Oberarme, Schultern und Nacken der zierlichen Frau. Das Vorhaben der jungen Mutter, die als Model arbeitet, weckte das Interesse des Fernsehsenders ProSieben. "Seit zwei Monaten begleiten wir sie", erklärt Gerd Glaser, Reporter des Boulevard-Magazins Taff. In drei Beiträgen soll vor allem beleuchtet werden, welche Mühen das Neusser Model in Kauf nahm. Fürs Fernsehen musste der Zeitplan geändert werden: Nur rund zwei Monate dauerte die Übertragung der Vorzeichnung auf Köppens Haut. "Sonst braucht man für ein Rückenbild sechs bis acht Monate", weiß Tätowiererin Sabine Lorse (44). Zwischen den einzelnen Sitzungen muss der Körper sich erholen. Denn jede Farbinjizierung in die Haut ist auch ein Eingriff ins Immunsystem. "Es wird ein Fremdkörper eingebracht", erklärt Lorse, "zuerst nässt die Haut und schließt dann die Farbe ein." Ein Hautarzt gab der jungen Frau sein OK, schmerzfrei aber lief die Prozedur nicht ab: "Ich habe geheult wie ein kleines Kind", räumt Köppen ein. Tückisch sei vor allem der starke Juckreiz während der Erholungsphasen. Die Neusserin hat sich bereits zum fünften Mal tätowieren lassen. Warum sie sich freiwillig für die Haut-Tortur entschied, können nach Köppens Meinung nur Tätowierte nachvollziehen. "Unbeschreiblich" nennt sie das Gefühl nach der Fertigstellung einer Tätowierung. Dass ihr die Zeichnung auf ihrer Haut eines Tages nicht mehr gefallen könnte, fürchtet Köppen nicht.

Durch die Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender möchte die Neusserin Vorurteile bekämpfen. Viel zu oft gelte "tätowiert gleich asozial". Eine Rückentätowierung übrigens kostet meist mehr als 2500 Euro.