Büttgen: Leierkästen bestimmen das Bild vor dem Rathaus

Die Interessengemeinschaft Büttgen hat wieder ihr traditionelles Drehorgelfest veranstaltet.

Büttgen. Besucher, die sich am Sonnag zu Fuß oder mit dem Fahrrad dem Rathausplatz näherten, wurden an einen historischen Jahrmarkt erinnert. Sie sahen bereits von weitem, dass sich das Kinderkarussell drehte und hörten stimmungsvolle Musik aus der Drehorgel. Die Interessengemeinschaft Büttgen veranstaltete ihr traditionelles Drehorgelfest mit verkaufsoffenem Sonntag.

Neben den Musikern waren auch Fahrgeschäfte und Händler vertreten. Kinder durften Enten angeln, Erwachsene suchten sich Schmuck oder Mützen für die kalte Jahreszeit aus. Die Handwerker stellten zum zehnjährigen Bestehen der Veranstaltung ihre Leistungen vor. Doch im Mittelpunkt standen die Drehorgeln und ihre Besitzer. Viele bekannte Drehorgelspieler wie die Ehepaare Schlabbers aus Büttgen oder das Ehepaar Sickenberg aus Dülmen beteiligten sich am Fest.

Rein zufällig standen Roland Wolf und Kaspar Ulrichs mit ihren Drehorgeln nebeneinander. Wer sich ihr Äußeres anschaute - beide im schwarzen Anzug, Wolf mit Melone auf dem Kopf, Ulrichs mit Zylinder - glaubte erst, ein weiteres Duo vor sich zu haben. Beide waren zum ersten Mal beim Drehorgelfest dabei. Roland Wolf zieht mit seinem Instrument meist durch die Straßen seiner Heimatstadt Dortmund. "Als kleiner Junge bin ich herumgelaufen und habe für die Orgelspieler Groschen eingesammelt", erzählt der 56-Jährige. "Als Stundenlohn bekam ich 50 Pfennig und von meiner Mutter, weil sie mich gesucht hat, drei Tage Hausarrest."

Als junger Erwachsener kaufte er sich eine eigene neue Orgel. Auf dem Rathausplatz war er mit einem Einzelstück aus dem Jahr 1925 vertreten. Die Walzenorgel hat 30 Tasten und fünf Register. Sie stammt aus der Manufaktur von Franz Hartung in Halle an der Saale. Wolf ist auch an der Erforschung seiner Orgel interessiert. Er fand Kontakt zu der letzten lebenden Tochter Hartungs. Die 86-Jährige erzählte ihm vom Alltag in der Werkstatt ihres Vaters.

Eine weitere interessante Geschichte zu seiner Drehorgel konnte auch Kaspar Ulrichs erzählen. "Eigentlich sollte ich die Orgel für eine ältere Dame zum Sperrmüll bringen", sagte er. Stattdessen behielt er den Leierkasten. Unerfahren, wie er damals war, säuberte er die "Bacigalupo" mit einem Staubsauger. Nach einer fachgerechten Reparatur reist Ulrichs nun seit 15 Jahren mit der Drehorgel umher.

"Das besonders Schöne ist, wenn ich für ältere Leute spiele. Sie hören dann sehr gerne alte Kirchenlieder", berichtete er. Doch die Spieler beim Drehorgelfest hatten auch moderne Stücke wie Macarena im Repertoire.