Neuss: Ältere Generation löst die Jugend ab

Junge Menschen wenden sich von den Kreativ-Kursen ab. Sie setzen auf wirtschaftliche Sicherheit.

Neuss. Die Verantwortlichen der Alten Post werden sich in Zukunft intensiver um die Generation "50+" bemühen. "Das wird ein neuer Schwerpunkt werden", erklärte gestern der kommissarische Leiter des Kulturforums, Hans Ennen, anlässlich der Präsentation des neuen Programms. Die neuen Kurse beginnen am 2. November.

Hintergrund für die Konzentration auf die beruflich etablierte Zielgruppe ist ein vermuteter gesellschaftlicher Wandel beim jüngeren Klientel der Alten Post. "Wir kämpfen mit dem Trend, dass viele Jugendliche den kreativen Bereich bei der Berufsplanung ablehnen", erläutert Ennen. Sie setzten wieder auf wirtschaftliche Sicherheit und Technik. Ennen sieht diese Entwicklung pragmatisch. "Es gibt manchmal Zeiten, in denen die Leute Kunst nicht wollen. Wir müssen dem Rechnung tragen."

Abschenken will Ennen den Bereich allerdings nicht. "Wir versuchen darauf hinzuweisen, dass in jedem Beruf Kreativität wichtig ist. Jemand, der einen Schauspielkurs besucht, muss ja nicht Schauspieler werden. Aber er kann beispielsweise bei einem Bewerbungsgespräch ganz anders auftreten", richtet er seinen Appell an junge Menschen. "Kreativität ist ein Wirtschaftsfaktor."

Häufiger als früher bemühen sich die Verantwortlichen der Alten Post deshalb um künftige Berufseinsteiger. Ennen: "Wir müssen mehr kämpfen." Alle weiterführenden Schulen wurden beispielsweise in den vergangenen Wochen besucht. Eine Überraschung, die nicht ausblieb: Lehrer und Schüler an zwei Schulen kannten die Alte Post noch gar nicht, obwohl die renommierte Kunst- und Theaterschule mittlerweile auch im offenen Ganztagsbereich ein- und ausgeht und dabei Projekte anbietet. Die meisten "Kunden" der Alten Post (30 Prozent) sind deshalb 7 bis 9 Jahre alt.

Die zweitstärkste Gruppe war im Zeitraum von Februar bis Oktober die der 15- bis 18-Jährigen mit einem Anteil von über 11 Prozent. Dahinter die der 19- bis 25-Jährigen - mit den entsprechenden Prognosen von Ennen bahnen sich hier allerdings die Verschiebungen "nach oben" an.

Überraschend für den kommissarischen Leiter selbst war die Herkunft der Teilnehmer. Der Löwenanteil stammt aus Neuss und der Kreisumgebung. Aber sehr hohe Spitzen gibt es auch aus Viersen und Köln. Den Grund für diesen Zuspruch kann sich Ennen noch nicht erklären.