BW Neuss gibt sich nicht geschlagen
Bislang konnte der Verein nach dem Aufstieg in die Tennis-Bundesliga noch keinen Sieg einfahren. Doch das soll sich Sonntag gegen den Rochusclub möglichst ändern.
Neuss. Die Anspannung steht Marius Zay ins Gesicht geschrieben. Eigentlich ist der Teamchef des TC Blau-Weiss Neuss ein lockerer Typ. Eigentlich ist er immer für ein paar coole Aussagen gut. Diesmal blickt der 35-Jährige ernst, wägt er lange ab, was er sagt. Kein Wunder, die drei Niederlagen zum Auftakt der ersten Saison seit dem Wiederaufstieg in die Tennis-Bundesliga haben ihm mächtig zugesetzt.
Vor allem die jeweils mit 2:4 verlorenen Begegnungen in Weinheim und Köln. „Ich weiß“, sagt Marius Zay, „so etwas klingt immer blöd. Aber wir hätten beide Spiele gewinnen können.“ Was mehr als nur die halbe Miete auf dem Weg zum Klassenverbleib bedeutet hätte. So aber wird der, von Anfang an ein schwieriges Unterfangen, beinahe schon zu einem Ding der Unmöglichkeit. Das weiß auch Marius Zay.
Drei Siege aus den verbleibenden sechs Partien brauchen die Neusser bestimmt, um nicht gleich wieder abzusteigen. Zwei reichen nur dann, wenn die direkten Konkurrenten, Mit-Aufsteiger TV Reutlingen und der von Verletzungspech gebeutelte Ex-Meister Kurhaus Lambertz Aachen, nicht noch anderweitig punkten. Und ausgerechnet in dieser Situation und Stimmungslage kommt am Sonntag (11 Uhr) der Rochusclub an die Jahnstraße. Duelle mit den Düsseldorfern waren immer brisante Auseinandersetzungen, egal ob die Neusser früher um den Titel oder in späteren Jahren gegen den Abstieg spielten.
Marius Zay kennt die Vereinshistorie genau. Und er weiß, dass Lokalduelle oft anders laufen als geplant oder als die berühmte „Papierform“ vorhersagt. Darauf gründet seine Aussage: „Eigentlich haben wir gegen den Rochusclub keine Chance, aber die wollen wir nutzen.“
Herr Zay, Sie wirken angespannt. Hatten Sie sich den Neustart in der Tennis-Bundesliga leichter vorgestellt?
Marius Zay: Leichter nicht, aber anders. Es scheint, als hätte sich alles gegen uns verschworen. Die eigenen Verletzungsprobleme, mit einem Marius Copil als Nummer eins hätten die Spiele ganz anders ausgesehen. Dazu der Eindruck, dass alle anderen unbedingt gegen Neuss und Reutlingen gewinnen wollen und deshalb ganz stark gegen uns aufstellen. Das wird am Sonntag gegen den Rochusclub und am nächsten Freitag in Aachen nicht anders. Die Tatsache, dass der für uns eigentlich unverzichtbare Attila Balasz in ganz starker Form spielt, deshalb bei den Turnieren so weit kommt, dass ich nicht weiß, ob er uns überhaupt zur Verfügung steht — was auch für Sonntag gilt.
Und die Tatsache, dass Sie und Reutlingen schon den Anschluss zu verlieren drohen. Eigentlich ist nur noch Aachen ein realistischer Konkurrent, wenn Sie zwei Mannschaften hinter sich lassen wollen.
Zay: Das sagt doch schon alles. Die Liga ist in dieser Saison unglaublich stark, alle Teams haben an den ersten drei Spieltagen mit unglaublich starken Aufstellungen gespielt. Und ich fürchte, dass das so weitergeht.
Klingt schon ein bisschen nach Resignation.
Zay: Resignation nein, auf gar keinen Fall. Es ist nur so, dass wir alle hier, vor allem Clinton Thomson und ich, eine Menge Arbeit, Engagement und Herzblut in die Sache stecken. Und dass wir das nicht tun, um nach einem sechswöchigen Kurzgastspiel wieder abzusteigen, denn ob wir danach wieder so schnell zurückkommen wie beim letzten Mal, weiß ich nicht — wobei wir uns mit dem Thema Zweite Liga überhaupt noch nicht beschäftigt haben und auch noch nicht beschäftigen wollen. Klar ist auch, dass wir vom Etat her nicht mit den anderen mithalten können. Ich weiß von Spitzenspielern, die gegen uns gespielt haben und für diesen Auftritt mehr Geld bekommen haben als unsere gesamte Mannschaft an diesem Spieltag zusammen. Aber wir werden jetzt nicht aufgeben, wir werden mit unseren Möglichkeiten alles versuchen, um die drei nötigen Siege einzufahren.
Wie wollen Sie das bewerkstelligen?
Zay: Ich weiß, dass das schwer wird. Ich weiß, dass das nur über positive Motivation geht, und genau das versuchen wir, den Spielern zu vermitteln. Wobei ich den bisher eingesetzten überhaupt keinen Vorwurf machen kann, die haben alle gekämpft, die wussten alle, worum es geht. Vielleicht ist der eine oder andere deswegen zu sehr verkrampft, hat im entscheidenden Moment entscheidende Fehler gemacht. Es waren ja nur Kleinigkeiten, die gegen uns entschieden haben. Nehmen Sie Uladzimir Ignatik, der hat zwei Riesenmatches hingelegt, gegen Spieler, die auf der Weltrangliste fast 200 Plätze vor ihm stehen — nur hat er sie leider verloren. An Position zwei hätte das schon ganz anders ausgesehen. Doch noch einmal: Aufgeben werden wir nicht.