Bürgermeisterwahlen in NRW 2015 CDU arbeitet Wahldebakel auf

Personelle Konsequenzen bleiben bis zur Mitgliederversammlung aus.

Foto: lber/woi

Neuss. Der Parteivorsitzende der Neusser CDU, Jörg Geerlings, wird innerhalb der nächsten Wochen eine Mitgliederversammlung einberufen, um das, so wörtlich, „katastrophale Ergebnis“ der Bürgermeisterwahl „schonungslos zu analysieren“. Personelle Konsequenzen soll es bis dahin nicht geben, sagte er gestern Abend bei der ersten Vorstandssitzung nach der Wahl. Doch seien diese wohl kaum zu vermeiden. Tobias Goldkamp, stellvertretender Parteivorsitzender und Wahlkampfmanager des CDU-Bürgermeisterkandidaten Thomas Nickel, scheint allerdings zu ahnen, dass die Zeiten schwierig werden könnten. „Ich klebe nicht an meinem Amt“, formulierte er noch vorsichtig.

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Thomas Nickel, der bei der Wahl am Sonntag dem SPD-Bewerber Reiner Breuer deutlich unterlag, scheint wenig Lust zu haben, sich zum Sündenbock machen zu lassen. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte er knapp. Für ihn ging gestern Vormittag, als er vielen Freunden und Anhängern für die Unterstützung im Wahlkampf dankte, ein Kapitel zu Ende. Auf die schlechte Wahlbeteiligung wollte er sein Abschneiden nicht schieben: „Ich gehe davon aus, dass mein Alter doch für viele entscheidend war“, sagte er. Sie hätten davon ihre Wahl abhängig gemacht und nicht von seiner beruflichen und politischen Erfahrung, sagte Nickel. Auch er äußerte sich gestern nicht zu seiner politischen Zukunft: „Ich höre erst einmal, was die anderen sagen“.

„Ich glaube, die CDU muss sich Gedanken darüber machen, wer die Partei führt“, stellte der noch amtierende Bürgermeister Herbert Napp fest. Und er fügte hinzu: „Für einen Vorsitzenden, der zwei krachende Niederlagen erlitten hat, ist das nicht sehr einfach.“

Der so angesprochene Jörg Geerlings erklärt, dass er zuvorderst das Ergebnis der Mitgliederversammlung von Anfang November vergangenen Jahres vertreten habe, die mit sehr großer Mehrheit Thomas Nickel zu ihrem Bürgermeisterkandidaten erhoben hatte. „Wir waren der Überzeugung: Thomas Nickel spricht die Mitte der Gesellschaft an“, sagte Geerlings gestern. Stimmen, die seinen Rücktritt vom Parteivorsitz fordern, nähme er sehr ernst, sagte Geerlings, es seien aber nur Einzelmeinungen. Selbst der so vorgepreschte MIT-Vorsitzende Klaus Goder scheine nicht für den MIT-Vorstand in Gänze zu sprechen, bemerkte Geerlings.

Der Partei-Vorstandssitzung gestern folgt heute eine außerordentliche Sitzung der Fraktion. Auch diese Ankündigung wird von einem vernehmlichen Grummeln begleitet: „Die CDU muss sich auf die neue Situation einstellen“, betont der Stadtverordnete Hermann-Josef Baaken. Eine große Koalition im Rat könnte dabei eine mögliche Variante ein. Baaken: „Das wäre sicher die stabilste Lösung.“