CDU: Zwei Gesamtschulen in Neuss sind ausreichend

Die SPD unterstützt Stadtelternrat: Der Streit spitzt sich zu. Parteichef und Landtagskandidat Jörg Geerlings bekräftigte nochmals, mit zwei Gesamtschulen seien alle Schulformen in Neuss gut repräsentiert.

Neuss. Der Streit um eine dritte Gesamtschule in Neuss spitzt sich zu. Nach Bekanntwerden der Anmeldezahlen und der folgenden Abweisung zahlreicher Bewerbungen für die beiden Neusser Gesamtschulen hatte der Stadtelternrat nicht zum ersten Mal die Einrichtung einer dritten Gesamtschule in der Stadt gefordert. Darin wird er von der SPD unterstützt.

Scharf weist das die CDU zurück. Wer sich in den Schulstrukturdebatten der 60er Jahre verstricke, sei noch nicht in der schulpolitischen Gegenwart angekommen, hatte Andreas Hamacher, schulpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, erklärt. Parteichef und Landtagskandidat Jörg Geerlings bekräftigte nochmals, mit zwei Gesamtschulen seien alle Schulformen in Neuss gut repräsentiert. Die hohen Anmeldezahlen kämen auch durch das Empfehlungssystem zustande: "Unter Umständen ist ja dieses System falsch."

Die CDU dürfe sich dem Elternwillen nicht länger entgegen stellen, war dagegen einhelliger Tenor in einer Sondersitzung der SPD zur weiteren Schulentwicklung. "Mit geradezu kaltschnäuziger Arroganz" gehe die CDU mit Elternvertretern um, die sich für eine Ausweitung des Gesamtschulangebots stark mache, so SPD-Fraktionschef Reiner Breuer.

"Eine neue Landesregierung wird sich nicht gegen den Elternwillen stellen und weitere Gesamtschulen im Ganztagsbetrieb mit gymnasialer Oberstufe genehmigen", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete- und -kandidat Fritz Behrens mit Blick auf die derzeit restriktive Genehmigungspraxis der Bezirksregierungen in NRW.

Auch der Stadtelternrat wehrt sich gegen die Kritik von Seiten der CDU. Schulpolitische Gegenwart sei, dass in Neuss jährlich hunderte Kinder an den Gesamtschulen abgewiesen würden. Der Stadtelternrat lasse sich vor keinen Wahlkampfwagen spannen, so der stellvertretende Vorsitzende Ralf Maintz. "Wenn Eltern sich für Eltern und vor allen Dingen für Kinder einsetzen, möchten sie nicht von der Politik gemaßregelt oder gar als dumm hingestellt werden."

Bürgermeister Herbert Napp (CDU) wiederum kann die Forderung des Stadtelternrats "außerordentlich gut nachvollziehen", die Vorbehalte der CDU dagegen nicht. "Wir sollten eine dritte Gesamtschule haben." Realistisch sei eine solche Forderung derzeit aber nicht. Die Verwaltung habe, kurz nach Etablierung der schwarz-gelben Landesregierung "ernsthaft beim Regierungspräsidenten" nachgefragt: "Das war so ziemlich aussichtslos."

Napp geht jedenfalls davon aus, dass die CDU nach der Landtagswahl ihre stringente Haltung aufgeben und dass "Bewegung in die Schullandschaft" kommen werde. Der Bürgermeister befürwortet die Errichtung einer so genannten Sekundarschule, die Haupt- und Realschule zusammenfasst und nur die beiden letzten Jahrgangsstufen differenziert. "Die Nordstadt als Standort wäre dafür geradezu ideal."