Christoph I. lebt den Königstraum
Mit dem achten Schuss holte Christoph Napp-Saarbourg den Vogel von der Stange. Nun beginnt das große Abenteuer.
Neuss. Basische Mikroperlen für den Stoffwechsel, Pflaster gegen wunde Füße, Kaugummis für frischen Atem, Feuchtigkeitstücher für die Haut, tüchtig Vitamine und ganz viel Aspirin: Der Apotheker Christoph Napp-Saarbourg weiß, was Schützen brauchen, wenn Neuss Kirmes feiert — und verteilt „vör de Dag“ all das in einem kleinen „Survival-Paket“. Er selber brauchte gestern aber nichts dergleichen. Als der 51-Jährige zum ersten Mal — und nach einer viel zu kurzen Nacht — als Neusser Schützenkönig die Augen aufmachte, war ihm diese Gewissheit Aufputschmittel genug.
„Eigentlich bringt das ja nur Freude“, sagte Petra Frankenheim Napp-Saarbourg, die designierte Schützenkönigin, über ihre neue Rolle. Und damit fing die neue Schützenmajestät schon im Moment des entscheidenden Treffers an. „Der König hat mich gerade sehr reich gemacht“, sagte Mario Meyen strahlend. Er hatte im Komitee darauf gewettet, dass der Vogel mit dem achten Schuss fällt, und konnte jetzt den Pott, in den jeder fünf Euro eingezahlt hatte, einstreichen.
Bei seiner „Mission Schützenkönig“ will der Oberleutnant im Schützenlustzug „Dropjänger“ an keinem seiner 30 Vorgänger Maß nehmen. Aber Gerd Philipp Sassenrath, der König dieses Jahres, hat Napp-Saarbourg schon imponiert. „Er hat sein Königsjahr unter ein Motto gestellt und mit den Themen Musik und Integration eine Menge angestoßen“, sagt er anerkennend. Ähnliches könnte er sich auch vorstellen. Ein Motto hat das designierte Königspaar nicht — aber eine Idee. „Wir wollen dafür sorgen, dass die Stadt bunter wird“, so Napp-Saarbourg.
Erste Weichen werden am Samstag mit dem Krönungsball in der Stadthalle gestellt, auf den sich die ganze Familie freut. Viele Einladungen dazu wurden gestern per Boten zugestellt — an Schützen aus allen möglichen Korps. Denn in jeden Teil der Schützenfamilie pflegen die Napp-Saarbourgs freundschaftliche Kontakte.
Zu Freunden wurden auch Rainer Reuss und Markus Reipen, die ihm 2013 beziehungsweise 2014 die Königswürde vor der Nase wegschnappten. Mit ihnen feiert er in Büttgen in einem Zug zusammen Kirmes. Ein Freund ist es auch, der am Samstag die Laudatio auf den neuen König hält: Martin Flecken, Komiteemitglied und Oberschützenmeister. Das hat er dem neuen König schon bei der ersten Bewerbung versprochen. Nun kann er vortragen, was er schon vor Jahren recherchierte. So alt wie das Redemanuskript ist inzwischen auch das Kleid, das Schützenkönigin Petra am Samstag tragen wird. „Ich finde kein schöneres“, sagt sie über das Kleid, das sie schon 2013 tragen wollte.