Junge Schützen fallen als Wildpinkler auf

Die Männer urinierten — teilweise in Frauenkleidung — durch einen Zaun. Die Aufregung ist groß.

Foto: Red

Neuss. Es war ein Bild, das man eher am Ballermann vermutet, als auf der Neusser Festwiese: Mehrere junge Männer stehen mit heruntergelassenen Hosen nebeneinander und urinieren durch einen Zaun. Teilweise mit Zigarette im Mund und Frauenkleidung tragend. Mehrere Fotos dokumentieren die skurrile Szenerie. Auf einem Bild ist auch zu sehen, wie sich junge Schützen oberkörperfrei auf dem Boden wälzen. Ein weiteres Foto zeigt einen Schützen in einem dessousähnlichen Oberteil in zartem Rosa. So zugetragen hat es sich am vergangenen Montagabend vor dem Schießstand. Es soll es sich um mehrere Mitglieder eines Schützenlustzuges gehandelt haben.

Thomas Nickel, Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins, wurde bereits über die Vorfälle informiert — und spricht von einem „inakzeptablen“ Verhalten. „So etwas geht gar nicht. Das ist nicht das, was wir gerne wollen und dulden können. Das wird mit der Korpsführung besprochen werden müssen“, sagt Nickel. Es passiere zwar immer mal wieder, dass Mitglieder eines jungen Zuges über die Strenge schlagen, „in dem Fall müssen wir ihnen aber genau sagen, was so ein Verhalten bedeutet. Das gibt ein Bild ab, das überhaupt nicht repräsentativ ist für das gesamte Fest“, sagt Nickel, der sich nicht nur über das Wildpinkeln auf der Festwiese, sondern auch über die Verkleidung ärgert.

Herbert Geyr, Vorsitzender und Major der Schützenlust, der während des Schützenfestes aus gesundheitlichen Gründen vertreten werden musste, kündigt ebenfalls an, „Tacheles“ zu reden. Der gesamte Zug, der in diesem Jahr kommissarisch von einem anderen Oberleutnant geführt werden musste, werde zunächst vor dem Vorstand die Chance erhalten, zu den Vorfällen Stellung zu nehmen — und „mindestens eine schriftliche Abmahnung“ erhalten. Sollte bei den Wildpinklern keine Einsicht festzustellen sein, drohe sogar der Rauswurf.

Am Dienstag habe der kommissarische Oberleutnant jedoch bereits Kontakt zum Schützenlust-Vorstand aufgenommen und sich laut Geyr „tausendfach entschuldigt“. Gestern morgen schickten die Zug-Mitglieder zudem eine Entschuldigungs-Rundmail. Um Sanktionen werden sie aber wohl nicht herumkommen. „Wir bestrafen die Gemeinschaft und nicht den Einzelnen“, sagt Geyr. Der Oberleutnant des Zuges nimmt auf Nachfrage wie folgt Stellung: „Jedem ist bewusst, dass wir völlig über die Strenge geschlagen und dass wir damit die Schützenlust blamiert haben. Wir werden sämtliche Konsequenzen vom Vorstand akzeptieren und darüber hinaus auch zugintern Konsequenzen ziehen. Wir können nur sagen, dass es uns leid tut.“