Das Taxifahren ist seit Januar etwa 20 Prozent teurer geworden
Unternehmer: Kunden zahlen die Kosten für den Mindestlohn.
Grevenbroich. Wer heute Taxi fährt, überlegt sich das gleich zweimal. Denn: Seit dem 1. Januar dieses Jahres greift das Mindestlohngesetz — und viele Unternehmen müssen die Preisschraube kräftig anziehen, um ihren Mitarbeitern die vorgeschriebenen 8,50 Euro brutto pro Stunde auszahlen zu können.
Stark bemerkbar macht sich das neue Gesetz bei Taxiunternehmen. Steven Sürder aus Hemmerden steht als Geschäftsführer an der Spitze eines Taxiunternehmens und zieht jetzt eine gemischte Bilanz. Das Taxifahren in Grevenbroich ist seit Januar um rund 20 Prozent teurer geworden. „Der Umsatz ist bei mir aber gleich geblieben“, erzählt Steven Sürder.
Doch im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die Zahl seiner Kunden unterm Strich um rund 20 Prozent gesunken ist. „Unsere Kunden zahlen die Mehrkosten für den Mindestlohn“, sagt Sürder.
Bei kurzen Strecken mache sich das kaum bemerkbar. „Wenn wir allerdings einen Kunden zum Flughafen fahren müssen, wird die Fahrt schon mal 15 oder 20 Euro teurer als noch vor einem Jahr. Und das überlegen sich viele lieber noch einmal.“ Wer eine Alternative habe, fahre nicht mehr Taxi. „Ich höre immer wieder, dass das Taxifahren vielen Menschen schlichtweg zu teuer geworden ist“, berichtet der Hemmerdener, dessen Fuhrpark jetzt 14 Fahrzeuge umfasst.
Seinen 40 Mitarbeitern hatte Steven Sürder nach eigenen Angaben schon vor Einführung des Mindestlohngesetzes einen Lohn gezahlt, der den jetzt vorgeschriebenen 8,50 Euro zumindest sehr nahe kommt. Viel verändert hat sich für ihn dieses Jahr also nicht — außer dass die Fahrten teurer wurden und die Kundenzahl kleiner ausfiel. „Ursprünglich hatten wir sogar damit gerechnet, dass durch die teureren Fahrtkosten mehr übrig bleibt“, erzählt der Taxiunternehmer, der genau wie alle anderen Grevenbroicher Taxi-Firmen die Fahrpreise tagsüber von 1,55 auf 1,86 Euro und nachts von 1,65 auf zwei Euro pro Kilometer erhöhen musste.
Unterm Strich kommt allerdings nicht mehr raus — „es bleiben nach wie vor ungefähr zehn Prozent des Umsatzes für Investitionen und Nebenkosten übrig“, verrät Sürder, der in diesem Jahr insgesamt drei Konzessionen zweier kleiner Grevenbroicher Taxiunternehmen aufgekauft hat. „Ob die Unternehmer wegen des Mindestlohngesetzes aufgehört haben, weiß ich nicht.“