„Keiner hat die Tür aufgemacht,die waren alle sehr gemein“
Warum feiern wir Weihnachten? Die Kinder der Martin-Luther-Schule geben die Antwort und erzählen die Weihnachtsgeschichte.
Neuss. „Es begab sich aber zu der Zeit . . . “ — so beginnt die Weihnachtsgeschichte in der Bibel. Und weiter? Da war doch was mit Maria und Josef, einer Volkszählung und einer langen, beschwerlichen Reise, die schließlich ihr Ende in einem Stall mit einer Futterkrippe findet. Für all jene, denen die Geschichte ebenfalls nur noch bruchstückhaft in Erinnerung ist, haben die Schüler der zweiten Klasse der Martin-Luther-Grundschule die Weihnachtsgeschichte in ihren eigenen Worten zusammengefasst.
Und zwar hat die Geschichte ihren Anfang an einem ganz normalen Arbeitstag, weiß Ben: „Josef war arbeiten und Maria zu Hause. Da ist ihr ein Engel erschienen und hat ihr gesagt, dass sie ein Kind bekommt und dass dies das Kind Gottes sein wird“, sagt er. Ein Schock für das Paar: „Josef war etwas beunruhigt, weil er nicht sicher war, ob er der Vater von dem Kind werden will“, sagt der Siebenjährige. Aber das Problem habe sich schnell gelöst, denn Josef sei dann ebenfalls ein Engel erschienen und der habe ihm erklärt, dass das Kind von Gott käme.
Damit könnte die Geschichte eigentlich friedlich enden, aber es geht noch weiter: Weil der Kaiser wollte, dass alle Menschen aus seinem Reich in ihr Heimatland zurückkehren, damit er sie zählen konnte, mussten Maria und Josef eine Reise nach Jerusalem antreten. „Maria, die auf einem Esel saß, hat dann plötzlich mitten in der Nacht gesagt: ,Oh nein, mein Baby kommt bald.’ Und dann haben sie eine Scheune gesehen und sind dort hinein gegangen, und da ist dann das Baby geboren worden.“
Aber Moment mal — bevor Maria und Josef im Stall untergekommen sind, ist doch noch etwas passiert, oder? Paula kennt die Antwort: Die schwangere Maria sei mit Josef und dem Esel unterwegs nach Bethlehem gewesen. „Und dann haben sie immer an die Türen geklopft, ob noch ein Zimmer für sie frei ist, aber da war nie eines frei. Dann haben sie einen Stall gefunden, und Maria hat ihr Kind dort gekriegt“, sagt sie.
Das allerdings sieht die Siebenjährige ein wenig kritisch, „denn das Jesuskind ist ein besonderes Kind und das müsste ja eigentlich irgendwo, wo es auch besonders ist, geboren werden“, sagt sie und erhält dafür Zustimmung von Ben: „Ich hätte mir auch nicht gewünscht, dass ich im Stall geboren werde. Aber das musste halt sein, weil wenn es regnet und es mitten in der Nacht ist, weiß man ja nie, was da in den dunklen Ecken lungert“, sagt er. Da sei der Stall eine bessere Alternative.
Alleine waren Maria, Josef und das Jesuskind dort auch nicht, weiß Lara: „Da waren noch Hirten und Schafe und andere Tiere“, sagt die Siebenjährige. „Zum Beispiel zwei bis drei Vögel“, sagt Danar. Er weiß außerdem noch, wie die Hirten in den Stall gekommen sind: „Ich habe erfahren, dass der Stern die Hirten zu der Krippe hinführte und zu dem Baby“, sagt er. Schließlich sei das Jesuskind ja auch ein ganz schön wichtiges Kind.
Umso schlimmer sei es, dass der Stall eigentlich nur eine Notlösung gewesen sei: „Niemand hat dem Paar die Tür aufgemacht, einer hat sogar gesagt, dass sie nicht einmal auf dem Boden schlafen dürfen. Die waren alle sehr gemein“, sagt der Siebenjährige. Dass Maria und Josef dann aber den Stall gefunden hätten, sei der Verdienst ihres Esels gewesen, der sie dorthin geführt hätte. Überhaupt ist sich Danar sicher, dass die ganze Weihnachtsgeschichte ohne den Esel ganz anders verlaufen wäre.
„Wenn Josef den Esel nicht gekauft hätte, wäre Jesus vielleicht gar nicht geboren worden. Dann hätten sie zu Hause bleiben oder zu Fuß gehen müssen“, sagt er. Wie seine Mitschüler hat Danar die Weihnachtsgeschichte in der Schule gelernt. „Eigentlich bin ich ein Muslim und mache nur das Zuckerfest mit. Aber ich wollte einfach auch mal wissen, was da in der Weihnachtsgeschichte passiert“, sagt er. Lara hat die Geschichte außerdem von ihren Eltern erzählt bekommen: „Meine Mutter hat sie mir vorgelesen.“ Paula findet es wichtig, dass jeder, der Weihnachten feiert, auch die Geschichte weiß: „Es ist Weihnachten, da muss man sie doch kennen“, sagt sie. „An Weihnachten feiern wir, dass Jesus geboren wurde“, fasst Ben die Geschichte zusammen.