Welcher Gabenbringer ist cooler?
Ein Wettbewerb zwischen Weihnachtsmann und Christkind. Regionaldekan Ulrich Clancett hat sie in mehreren Disziplinen verglichen.
Rhein-Kreis. Christkind oder Weihnachtsmann — wer besitzt den größeren Coolness-Faktor? Ihre Fangemeinde haben sie natürlich beide. Und sicher muss keiner der Kandidaten noch groß vorgestellt werden. Ein Wettbewerb der ungewöhnlichen Art.
Das weiße Leibchen, in dem das Christkind herumläuft, mag bei der klassisch-konservativen Damenwelt als schlicht-elegant durchgehen, andere finden’s einfallslos. Dagegen ist der rote Mantel des Weihnachtsmannes ein echter Hingucker — und der Temperatur in unseren Breiten deutlich besser angepasst als das „Fähnchen“ des Christkinds. Christkind HH Weihnachtsmann HHHH
Ho-ho-ho? Viel zu oft gehört! Hinzu kommt noch, dass der Weihnachtsmann immer ziemlich lautstark durch den Kamin rumpelt. Da klingt das Christkind wirklich deutlich netter. Und Kinder entwickeln ein erstaunlich feines Gehör für den silbernen Klang des Glöckchens, das ihnen am Heiligen Abend die Bescherung in den Wohnstuben ankündigt. Christkind HHHHH Weihnachtsmann H
Hier fein und elegant — dort rustikal und grob. Keine Frage, wer hier die Punkte absahnt. Christkind HHHH Weihnachtsmann H
Okay, ein Stall ist jetzt nicht die tollste Adresse. Noch dazu, wenn er nicht aussieht wie ein alpines Bauernhaus, sondern eigentlich eine nackte Höhle ist. Und das Lager nur aus Stroh besteht statt aus kuscheligen Kissen. Da hat so ein Iglu-Eishotel am Nordpol schon etwas von James Bond. Und wenn einer cool ist, dann der Agent im Dienste Ihrer Majestät. Christkind H Weihnachtsmann HHHH
So ein Schlitten, mit dem der Weihnachtsmann über den Himmel fliegt, ist natürlich cool. Das Christkind ist zu Fuß unterwegs — langweilig. Christkind H Weihnachtsmann HHHHH
Acht Rentiere, eins davon mit leuchtend-roter Nase, und ein ganzer Hofstaat an Weihnachtselfen sind um den Mann im roten Mantel herum. Der europäische Nikolaus wird häufig von finsteren Gestalten wie dem Krampus begleitet, der den Kindern mit Kettengeklirr Angst einflößt, aber auch im Auftrag seines Herrn Geschenke überbringt. Da gefallen die strahlenden Engel, die das Christkind umflattern, besser als der Tross des Weihnachtsmanns, der zuweilen im Alpenland mit ohrenbetäubender Rockmusik und Bengalos einen ziemlich coolen Auftritt hinlegt. In dieser Kategorie: Einstand. Christkind HHH Weihnachtsmann HHH
Der Weihnachtsmann respektive der Nikolaus weiß alles über die Kinder. Denn das steht in seinem Goldenen Buch. Manche Eltern missbrauchen ihn sogar als Erziehungshilfe. Das Christkind hingegen ist . . . nur ein Kind. Oder so was Ähnliches. Christkind — Weihnachtsmann HHHH
Na gut, er muss ja nun echt auch Schwerstarbeit verrichten, der Weihnachtsmann: Alle Kinder auf der ganzen Welt in nur einer Nacht zu bescheren — da kann man leicht mal ins Schwitzen geraten. Der Gute ist ja auch nicht mehr der Jüngste, hat einen deutlichen Bauch. Vielleicht sollte er den Schlitten übers Jahr öfter mal in der Garage stehenlassen und sich körperlich mehr betätigen. Das Christkind hingegen hat man noch nie außer Atem gesehen. Und sollte es überhaupt schwitzen, dann duftet es vermutlich eher. Christkind HHHHH Weihnachtsmann HH
Strümpfe und Stiefel — wenn die nicht sauber geputzt und ordentlich gewaschen sind, wird’s unangenehm. Das Christkind legt die ansprechend verpackten Geschenke direkt an die Krippe unter den Weihnachtsbaum. Christkind HHHHH Weihnachtsmann HH
In dieser Rubrik sieht’s wieder ziemlich ausgeglichen aus. Das Liedgut rund ums Christkind hat eine lange Tradition, viele der Songs sind aber nicht wirklich cool. Dagegen laufen Titel wie „Santa Claus is coming to town“ oder „Rudolph, the red-nosed reindeer“ die Radio-Charts rauf und runter und sind echte Disco-Fetzer. Christkind HHHH Weihnachtsmann HHHH
Gleichstand! Beide Kandidaten haben jeweils 30 Sternchen bekommen. Cool sind also Christkind und Weihnachtsmann.
Ulrich Clancett findet das Christkind aber doch noch cooler: „Eben weil es keine Machtfigur, sondern klein und verletzlich ist“, sagt der Pfarrer aus Jüchen: „Und es ist näher an der Krippe und dem Geschehen in Bethlehem dran. Dass Gott Mensch geworden ist, Jesus Christus in uns Menschen geboren wird, ist cooler als Tonnen von Geschenken — aber auch schwerer zu begreifen.“