Diakonische Werke in Stadt und Rhein-Kreis wollen fusionieren
Mitglieder der Trägervereine beschlossen, diesen Kurs zu verfolgen.
Neuss. Die Diakonischen Werke in der Stadt und dem Rhein-Kreis wollen fusionieren. Aber die Verantwortlichen haben etwas Mühe, den Zusammenschluss, der bis Ende 2018 vollzogen sein soll, zu erklären. Denn nicht wirtschaftliche Not gibt die Regie vor oder das Bestreben, Doppelstrukturen auflösen, Jobs streichen oder Kosten senken zu wollen. „All die Klischees, die man mit Fusion verbindet — genau das wollen wir nicht“, betonte Christoph Havers, Vorstand der Diakonie Neuss, der als Grund der angestrebten Verschmelzung angibt, künftiges Wachstum richtig organisieren zu wollen.
Die Fusion ist noch nicht beschlossen, aber initiiert. Unabhängig voneinander beschlossen die Mitgliederversammlungen beider Trägervereine am Donnerstagabend, diesen Kurs weiterzuverfolgen. Die Vorstände und Aufsichtsgremien sollen nun eine Vorbereitungsgruppe bilden, die die weiteren Schritte plant. Noch im Herbst soll es Mitgliederversammlungen zu dem Thema geben.
Der Zusammenschluss, mit dem neben der Caritas im Rhein-Kreis und den St.-Augustinus-Kliniken ein dritter großer sozialer Arbeitgeber mit 1000 hauptamtlich Beschäftigten im Kreis entsteht, ist nicht der erste Versuch, zusammenzukommen. Schon in den 1980er Jahren sei dieser Schritt geprüft worden, erklärt Bernd Gellrich, Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis, und 2006 zuletzt darüber diskutiert worden. Damals aber hing dem Diakonischen Werk der evangelischen Kirchengemeinden in Neuss noch die 2009 abgestoßene Tochterfirma „Neue Organisation für Arbeitshilfen GmbH“, kurz „NOAH“, wie ein Mühlstein um den Hals. Auch jetzt ließen beide Partner die Bücher des jeweils anderen von Wirtschaftsprüfern in Augenschein nehmen. „Alles top“, so fasst Stephan Butt vom Vorstand der Diakonie in Neuss das Ergebnis zusammen.
Träger der neuen Diakonie sollen neun evangelische Kirchengemeinden (davon vier in Neuss) im Kreis sein. Sitz der Gesellschaft wird Neuss sein. Das ist ebenso beschlossen wie die grundsätzliche Frage, an der Vereinsstruktur festhalten zu wollen. „Wir sind auch weiterhin auf die Unterstützung der Kirchengemeinden angewiesen und wollen gemeinsam mit ihnen die diakonischen Angebote weiterentwickeln“, erklärt Karin Kremer-Schillings, kaufmännischer Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis. Das Diakonische Werk Neuss-Süd bleibt weiter außen vor. Es sei vor allem Träger von Kitas und Senioreneinrichtungen und vom Zuschnitt her damit kein klassischer Wohlfahrtsverband, sagt Gellrich. Das passe nicht.
Der Anstoß zum Zusammenschluss der beiden Werke ging von den Vorständen aus. Basis dafür war eine gewachsene Zusammenarbeit, die in der gemeinsamen Trägerschaft des geplanten Altenheims in Neuss-Norf gipfelt. Projekte ähnlicher Dimension lägen nahe, sagt Havers. Wichtig beim Zusammengehen war auch, dass sich die Angebote der Werke nur in Teilen überlappen — und künftig ergänzen. Die Diakonie Neuss sei vor allem stark in der Psychiatrie- und Behindertenarbeit, das Werk im Kreis in der Alten- und Jugendhilfe, sagt er.
Aufgeben wird die neu entstehende Diakonie kein einziges ihrer Aufgabengebiete und auch keinen Mitarbeiter entlassen, sagen die Vorstände. Denn die Nachfrage nach Hilfs- und Unterstützungsangeboten in einer alternden Gesellschaft werde ebenso weiter steigen wie der Anspruch an Qualität und Fachlichkeit — bei gleichzeitigem Rückgang des Angebots an Fachkräften. Und auch kein Standort beider Werke stehe zur Disposition.