Die Stadt wird herausgeputzt
Viele Neusser bemängeln, dass dies nur im Vorfeld des Schützenfestes geschieht. Das zuständige Amt hält dagegen.
Neuss. Über fehlende Aufgaben kann sich das Amt für Grünflächen der Stadt Neuss grundsätzlich nicht beschweren, erst recht nicht in diesen Wochen. Die Tage bis zum Start des Bürgerschützenfestes werden immer weniger. Bis dahin gilt es, die Stadt optisch ins rechte Licht zu rücken. Unkraut zupfen, Hecken stutzen — Neuss soll aufblühen, wenn die Schützen durch die Straßen ziehen und auch tausende Gäste von außerhalb in die Quirinusstadt strömen. Nicht nur die Fahnen — unter anderem an den Stadteingängen — und der aufgehängte Blumenschmuck in der Innenstadt verraten, dass das „Fest der Feste“, wie es die Neusser gerne nennen, bald losgeht.
Angela Meuser wohnt an der Breiten Straße und freut sich über die Aktivitäten der Stadt im Vorfeld der Feierlichkeiten. Sie beobachtet die optische Schönheitskur jedoch mit zweigeteilten Emotionen. „Die Baumscheiben an unserer Straße wurden in diesen Tagen von Unkraut befreit. Sehr schade, dass das immer nur kurz vor dem Schützenfest gemacht wird, denn normalerweise sind sie überwuchert“, sagt die Anwohnerin. Eine Meinung, die die Ur-Neusserin Barbara Wierig teilt. „An vielen Verkehrsinseln der Stadt ist das Unkraut wirklich sehr hoch, es wird viel zu wenig gemacht — außer eben kurz vor dem Schützenfest“, sagt die Rentnerin. Auch im sozialen Netzwerk Facebook sorgt die angebliche Grünflächen-Konzentration der Stadt im Vorfeld des Schützenfestes für Unmut bei den Neussern. „Vor Großveranstaltungen mit vielen Besuchern wird immer Großreine gemacht. Dazwischen gen null“, schreibt ein Mitglied der Gruppe „Du bist Neusser, wenn...“.
Ein weiteres Beispiel liefert Franz Josef Odenthal, der auf der Straße „Im Neuenberger Acker“ einen Rosenhof betreibt. Rund 100 Rosenstöcke hatte er im Februar dieses Jahres der Stadt gespendet. Im Rosengarten hinter der Stadthalle waren eigens Beete für die Pflanzen ausgehoben worden. „Rund vier Wochen später habe ich nachgeschaut — leider waren die Rosen zu diesem Zeitpunkt schon vom Unkraut überwuchert“, sagt Odenthal, der betont, dass gerade junge Pflanzen besonders gepflegt werden müssen. Im Rahmen des vergangenen Oberstehrenabends hat Odenthal mit seiner Frau ein zweites Mal einen Blick in den Rosengarten geworfen. „Da war das Unkraut schon höher als die Rosen. Das ist natürlich traurig“, sagt Odenthal, der das Grünflächenamt gleichzeitig jedoch in Schutz nimmt. „Ich weiß, dass sie einfach zu wenig Personal haben. Man sollte sich auf Seiten der Stadt der Grünflächenpflege einfach mehr annehmen“, sagt Odenthal.
„Wenn es so ist, dass die Stadt vor dem Schützenfest verschönert wird, kann man das erstmal positiv festhalten, der Umkehrschluss, dass im Rest des Jahres weniger gemacht wird, ist so nicht zutreffend“, sagte der zuständige Umweltdezernent Matthias Welpmann. Darüber hinaus habe das Amt für Umwelt und Grünflächen vor dem Schützenfest nicht mehr Personal und Gerät zur Verfügung als sonst, heißt es ergänzend aus dem Rathaus.