Dormagen: Gebackenes Altglas sorgt für Wärmedämmung
In Dormagen lässt sich das erste Schaumglas-Schotterwerk Deutschlands nieder. Betriebsstart soll im Frühjahr 2011 sein.
Dormagen. Zahlreiche Container stehen herum. Daneben werkeln Bauarbeiter in Gruben an einem großen Fundament. Einige Baufahrzeuge bewegen sich träge, und ein riesiger gelber Kran hebt mitten auf dem großen Baugelände Lasten an ihren Bestimmungsort - keine Frage, momentan ist noch viel Fantasie nötig, um sich vorzustellen, was auf dem 13.000 Quadratmeter großen Gelände an der Ecke Edisonstraße/ Zinkhüttenstraße entstehen soll: das erste Schaumglasschotter-Werk in Deutschland.
Die Firma Rhenus Logistics will an diesem Standort in Dormagen mit dem schweizer Baustoffhersteller Misapor aus Altglas das ökologische Wärmedämm-Material Schaumglasschotter fertigen. "Dormagen ist hat als Wirtschaftsstandort im Rhein-Kreis Neuss eine optimale Lage für dieses Recycling-Gemeinschaftsprojekt", erklärte Daniel Engi, Geschäftsführer von Misapor, bei der Grundsteinlegung am Dienstag.
Nach der Fertigstellung der drei Gebäudeabschnitte soll das Gemeinschaftswerk im Frühjahr 2011 den Betrieb aufnehmen. Auf der rund 8.000 Quadratmeter großen Betriebsfläche können in elf Hochöfen jährlich 40.000 bis 50.000 Tonnen Altglas zu rund 250.000 Kubikmetern des Wärmedämmstoffes verarbeitet werden.
Dabei wird im Produktionsabschnitt von Rhenus Logistics zunächst aus Altglas Glasmehl hergestellt. Daraus fertigt Misapor dann den Baustoff: Bei bis zu 1.000 Grad wird das gemahlene Glas mit mineralischen Zusatzstoffen zu Stein verbacken und in Schotterstücke zersplittert.
"Die Zusatzsstoffe sind bei dem Vorgang wie die Hefe beim Brotbacken und betragen zwei Prozent des Endproduktes, der Rest sind Recyclingglas und eingeschlossene Luft", erklärte Projektkoordinator Johann Wilhelm Groß.
Der graue Schaumglasschotter werde vor allem bei Neubauten zur Dämmung eingesetzt, könne aber auch zur nachträglichen Isolierung von Flachdächern oder zur Bodenstabilisierung und als Sickerschicht von Fußballplätzen oder Straßen genutzt werden. "Der Schotter ist zehnmal leichter als Kies, schnelltrocknend, feuer- und hitzebeständig", zählte Groß einige weitere Vorteile des "Baustoffes der Zukunft" auf.
In dem Werk werden künftig 25 Arbeiter für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich sein. Zudem erwartet Daniel Engi, dass durch die neue Firmenniederlassung auch im nahen Umfeld etwa 30 weitere Arbeitsplätze entstehen werden.
"Dadurch, dass die zwei Firmen in einem Gebäude tätig sind, können bei den Arbeitsvorgängen enorme Kosten eingespart werden", nannte er am Dienstag einen zusätzlichen Vorteil der Kooperation.